April 2023 – Nach dem erwarteten Deal der Landeshauptstadt für die so gewünschte Digital-Uni bekommt nun Wels eine besondere Chance für die Entwicklung des Schlüsselelements Wasserstoff für die erhoffte Energiewende.
Dank des bereits bestehenden kleinen Forschungsprojekts in der Fachhochschule Wels wurde die Stadt Wels und die erfolgreiche Fachhochschule OÖ mit Standort Wels für das Forschungszentrum ausgewählt. Und das ist mehr als ein Ersatz für die Digital-Uni.
Und die Stadt Wels kann nicht nur dieses Projekt im Rahmen der Fachhochschule fördern, sonst wird möglichst rasch geeignete Hallen(Ziel Bahnhofsnähe) für das Forschungsprojekt zur Verfügung stellen können. Dank Mitfinanzierung der EU und Bundesmitteln hofft man auf einen raschen Ausbau des Forschungszentrums, das engagierte FH-Professoren begleiten werden. So sollen bis zu 40 Arbeitsplätze entstehen.
Wasserstoff ist das häufigste chemische Element in der Sonne und den großen Gasplaneten Jupiter, Saturn, Uranus und Neptun, die über 99,99 % der Masse des Sonnensystems in sich vereinen. Wasserstoff stellt 75 % der gesamten Masse beziehungsweise 93 % aller Atome des Sonnensystems. Im gesamten Weltall wird (unter Nichtbeachtung dunkler Materie) ein noch höherer Anteil an Wasserstoff vermutet.
Für Energie- und Mobilitätszukunft
Mit Mithilfe von Brennstoffzellen kann Wasserstoff Elektromotoren antreiben, Energie speichern und Häuser heizen. Das molekulare Gas mit der chemischen Formel H2 ist im Wasser gebunden und steckt somit in fast jeder organischen Verbindung.
Experten sind sich sicher, dass der Ausbau von grünem Wasserstoff dazu beitragen wird, die von der EU beschlossene Klimaneutralität zu erreichen. Aktuell herrscht noch ein großer Informationsmangel zum Energieträger Wasserstoff und seinen Technologien. Deshalb braucht es Forschung und Entwicklung, um den Ausbau von H2-Technologien voranzutreiben.
Von der positiven Umsetzung dieses Zukunftsprojekts - und das gerade in Wels - sind sie überzeugt: Stadtrat Dr. Martin Oberndorfer, Bürgermeister Dr. Andreas Rabl und FH-OÖ-Vizepräsident Dr. Johann Kastner
Wels und das Forschungszentrum
Die Stadt Wels hat mit der Fakultät für Technik und Angewandte Naturwissenschaften der Fach-hochschule Oberösterreich ausgezeichnete Voraussetzungen, die vielfältige und besonders starke oberösterreichische Industrie bei der Umsetzung zu unterstützen und eine treibende Rolle in der H2-Forschung zu spielen.
Das neue Wasserstoff-Forschungszentrum wird zum Teil in den Räumlichkeiten der Fachhochschule Oberösterreich Campus Wels – die gleichzeitig Trägerin des neuen Forschungszentrums sein wird – untergebracht.
Seit bereits 13 Jahren nützt die Firma Fronius für Firmen-Fahrzeuge den Wasserstoff als Antriebsmittel.
Den Kern des neuen H2-Forschungszentrums bildet eine rund 600 Quadratmeter große, multifunktionale H2-Forschungs- und Testanlage mit modernster Laborausstattung. Der inhaltliche Fokus liegt auf treibhausgas(THG)-intensiven Branchen, wie Papier und Druck, chemische und pharmazeutische Erzeugung, Metallerzeugung und -bearbeitung sowie Verarbeitung mineralischer Rohstoffe.
Außerdem sollen Firmen und Institutionen aller Art dabei unterstützt werden, klimaneutrale Gase – wie grünes H2 – einzusetzen oder Komponenten dafür zu entwickeln. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Analyse von Werkstoffen und Komponenten zur Speicherung, Messung und zum Transport von H2 und anderen Gasen.
Geplant ist unter anderem eine systemische Forschungsanlage für Strom, Wärme, Stoffe und Sektorkopplung mit bis zu 500 Kilowatt elektrischer beziehungsweise Wärmeleistung. Diese besteht aus vier unterschiedlichen Testständen, die für unterschiedliche Anwendungsfelder eingesetzt werden:
+ CO2-intensive Industrieprozesse, wie z.B. Zementherstellung oder Gas- und H2-Brenner
+ H2-relevante Komponenten, wie Sensoren, Ventile oder Brennstoffzellensysteme, und Werkstoffe, insbesondere Metalle und Kunststoffen (Verschleiß, Versprödung, Dichtheit)
+ Energiespeicherung mit H2
+ H2-Prozesse und Systeme
Die FH OÖ forscht am Campus Wels bereits seit einigen Jahren an der Weiterentwicklung von grünen Wasserstoff-Technologien. So haben Studenten ein sogenanntes Liegerad mit einem Wasserstoff-Brennstoffzellen-Antrieb entwickelt, ein System mit großem Zukunftspotenzial. Ebenso wurde an einem neuen Verdichter für Wasserstoff gearbeitet, bei dem Verdichtung und Speicherung gleichzeitig ablaufen. Seit Oktober 2022 ist zudem eine eigene Professorin für Wasserstofftechnologie am Campus Wels tätig.
Studenten der Fachhochschule können künftig nicht nur im neuen Forschungszentrum mitarbeiten, sondern dort auch Praktika absolvieren oder Diplomarbeiten zum Thema Wasserstoff verfassen. Insgesamt bietet die FH OÖ sieben Energie-Studiengänge an:
+ Angewandte Energietechnik (Bachelor und Master)
+ Electrical Engineering (Bachelor und Master)
+ Sustainable Energy Systems (Master)
+ Energieinformatik (Master in Hagenberg)
+ Sustainable Solutions (Bachelor ab Herbst 2023)
Forschungszentrum-Startschuss im Herbst
Insgesamt werden von 2023 bis 2025 sechs Mio. Euro in die Infrastruktur und den Aufbau investiert. Die Stadt Wels beteiligt sich an den Kosten. Ein Teil des Wasserstoff-Forschungszentrums kann damit bereits im Herbst in Betrieb genommen werden. Ab 2024 sollen kooperative Forschungsprojekte der FH OÖ Wels mit externen Forschungseinrichtungen und Firmen durchgeführt werden.
Gerade für die Bereiche Industrie, Mobilität, Antriebssysteme und Energiespeicherung wird der Einsatz von Wasserstoff künftig von großer Bedeutung sein. Ziel ist es deshalb, mit dem neuen Wasserstoff-Forschungszentrum Unternehmen und Forschungseinrichtungen beim Einsatz von grünem Wasserstoff zu unterstützen.
Hinsichtlich der aktuellen Entwicklung am Energiesektor wird es immer wichtiger, Abhängigkeiten von anderen Ländern – wie China oder Russland – zu reduzieren und sich selbst am Weltmarkt zu positionieren.
Im Bereich Wasserstoff-Technologie wird bereits an verschiedenen Universitäten und in zahlreichen Unternehmen Österreichs geforscht. Bislang gab es allerdings nur ein einziges österreichisches Wasserstoff-Forschungszentrum in Graz. Mit Wels kommt nun ein zweites hinzu.
Seit 2010 Vorreiterrolle im Hause Fronius
Die Firma Fronius zählte zu den ersten Initiatoren für Wasserstoff-Antrieb und Ing. Klaus Fronius bekam für dieses Projekt, das bereits Wasserstoffantrieb in Fahrzeugen umgesetzt hatte, den Energy Globe Gesamtsieg im EU-Parlament in Brüssel überreicht.
Zu den Gratulanten bei dem Erfolgsauftritt von Ing. Klaus Fronius im EU-Parlament 2010 zählten auch UN-Generalsekretär Kofi Annan und Michail Gorbatschow. Auch WELS IN war bei dem eindrucksvollen Fest dabei. Was bis heute aber fehlt ist ein starker Medienauftritt für den weltweit so erfolgreichen Energy Globe Marke Oberösterreich und Initiator Ing. Wolfgang Neumann.
Die Firma Fronius setzte die Forschung und Umsetzung bis heuer fort, aufgrund des enormen Einsatzes speziell im Bereich Photovoltaik wurde vor allem die bauliche Erweiterung vorerst gestoppt.
Man hofft nun auf Partner, die diese Vorarbeit nützen und weiter können. Da hilft natürlich auch das neue Forschungszentrum in Wels. Der bereits in den Unruhestand versetze Klaus Fronius ist aber weiterhin von dem Zukunftsstoff überzeugt und sorgt von seinem Bauernhof in Ried im Traunkreis aus für weitere Initiativen.
Wels wird immer mehr Positivzentrale
Das Städtedreieck Linz-Wels-Steyr zählt längst zu den führenden Industrie-Standorten, die Stadt Wels kann zusätzlich die ideale zentrale Lage, die beste Verkehrsaufschließung und die Budgetstärke angesichts der enormen Kommunalsteuer-Einnahmen und einem strikten Finanzkurs als Beitrag zur Weiterentwicklung der Region bieten. So kann die Stadt mit einer starken finanziellen Lage punkten.
Bürgermeister Dr. Andreas Rabl: „Das neue Wasserstoff-Forschungszentrum in Wels ist ein weiterer Meilenstein in der Entwicklung unserer Stadt. Es wertet nicht nur unser Angebot weiter enorm auf, sondern stärkt unsere Position als Forschungs- und Entwicklungs-Standort.“
Stadtrat Dr. Martin Oberndorfer: „Wels soll ein Zentrum der Wasserstoffforschung werden! Im Herzen der Stadt werden internationale Wissenschaftler, Studierende und Unternehmen Hand in Hand die Entwicklung dieser Zukunftstechnologie vorantreiben. Ein großartiger Erfolg für den Wirtschafts- und Technologiestandort Wels, der dank der engen Kooperation des Landes OÖ, der Stadt Wels und der FH OÖ möglich wird.“
FH-Prof. Dr. Johann Kastner (Vizepräsident FH Oberösterreich): „Wir freuen uns, dass das neue Forschungszentrum an die FH OÖ Wels geholt werden konnte. Damit können wir unsere Kompetenz im Bereich nachhaltige Energietechnik weiter festigen und auf unsere Forschungs-Expertisen aufbauen.“
Studentenszene fehlt auf Sicht
Auf die Frage, warum die Stadt Wels keine Studentenszene hat, verweist der Bürgermeister auf den Vergleich mit Szenestädten, dazu müsste Wels zumindest dreimal so viele Studenten als bisher beherbergen. Dazu kommen viele Studenten aus dem Umland, die die zwei bestehenden Studentenheime (ein drittes ist in Planung) nicht nützen müssen.
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