Während die Rettungsorganisationen in der Welser Messehalle 21 eindrucksvoll ihre umfangreiche Einsatzstärke unter Beweis stellten, konnten zugleich engagierte Bürger am 22. September zu einer besonderen Aktion ihren persönlichen in jeder Hinsicht wertvollen Beitrag leisten. Rund 5.500 Teilnehmer kamen, der Weltrekordversuch misslang. Aber zugleich konnte bei den Teilnehmern das Wissen gestärkt werden, in einem Notfall zur Rettung eines Menschen beizutragen, der in Gefahr ist einen Herztod zu erleiden. Organisator Michael Schiemer (Bild) und sein Team können deshalb trotzdem zufrieden sein!
In Österreich erleidet durschnittlich alle 45 Minuten ein Mensch einen plötzlichen Kreislaufstillstand. „Ob dieser Mensch die Chance erhält zu überleben oder nicht, hängt von jenen Mitmenschen ab, die diesen Vorfall beobachten - diese müssen sofort 144 rufen und selbst mit der Herzdruckmassage beginnen. Diesen Appell richtete der Mitorganisator dieser wohl einmaligen Aktion an die Bevölkerung, Gernot Lettner, Notfallsanitäter und Schulungs-Beauftragter für Reanimation am Klinikum Wels. und am Weltrekordversuch teilnehmen!
Gute Stimmung und rund 5000 dabei
Derzeit überlebt nur ein Sechstel der Betroffenen dieses oben geschilderte Ereignis. Experten weisen darauf hin, dass weitere 1.000 Menschen pro Jahr gerettet werden können, wenn mehr Mitmenschen über die Bedeutung der Laienreanimation Bescheid wissen, die Rettungskette rasch aktivieren und mit Wiederbelebungs-Maßnahmen beginnen. Diese können und sollen von jedem durchgeführt werden!
Die Initiative „Hand aufs Herz“ zeigte beim Weltrekordversuch im gleichzeitigen Reanimationstraining in Wels vielen Menschen, wie die Herzdruckmassage funktioniert. Die Zahl der Wiederbelebungen durch die sogenannten Ersthelfer ist in Österreich niedrig. Steigern kann man die Rate an Reanimationen durch medizinische Laien vorallem durch eine Bewusstseinssteigerung der Bevölkerung und flächendeckendes Training.
Projektleiter und Veranstalter Michael Schiemer (MISCH Consult): „Mit dem Weltrekordversuch im gleichzeitigen Reanimationstraining wollten wir uns nachhaltig engagieren, um das Bewusstsein der Bevölkerung für die Wichtigkeit der Herzdruckmassage zu heben und das unverzügliche Ingangbringen der Überlebenskette zu optimieren. Der Rekordversuch ist nicht gelungen, wir versuchen es eventuell in zwei Jahren wieder“.
So sieht tatsächlich der Ernstfall aus
Dass es im Ernstfall schnell gehen muss und eine unverzüglich gestartete Rettungskette über Leben und Tod entscheidet, weiß zum Beispiel aus eigener Erfahrung der heute 40-jährige Sportler Andreas Eichenauer. Er wurde 2017 nach einem Kreislaufstillstand beim „Mondsee 5 Seen Radmarathon“ erfolgreich reanimiert. 2018 war er wieder im Rennen. „Zuerst dachte ich einfach, ich bin nicht in Form, da ich nicht gut atmen konnte und keine Luft mehr bekommen habe. Ich habe das Rennen abgebrochen und nach Hilfe gesucht. Als ich kollabiert bin, wurde die Rettungskette sofort durch anwesende Radsportler und Polizisten in Gang gebracht.“
Andreas Eichenauer konnte erfolgreich reanimiert und ins Krankenhaus geflogen werden, wo ein Gefäßverschluss diagnostiziert und behandelt wurde. Dank des raschen Eingreifens der Ersthelfer ist er heute wieder fit und betreibt auch wieder Sport. Das Beispiel zeigt, dass es auch für junge, aktive Menschen wichtig ist, sich mit dem Themenkomplex „plötzlicher Kreislaufstillstand und Wiederbelebung“ auseinanderzusetzen.
Sportmanager und Trainer Günther Weidlinger ist der Meinung: „Jeder sollte sich selber in die Situation eines Hilfsbedürftigen hineinversetzen und dann überlegen, wie die Mitmenschen agieren sollten. Ich bin überzeugt, dass viele die Sorge haben, etwas falsch zu machen bei der Wiederbelebung und der Ersten Hilfe."
Bei der Reanimation kommt es neben der Drucktiefe auch auf den richtigen Takt an – um eine effektive Herzdruckmassage durchzuführen, müssen Helfer 100 bis 120 Mal pro Minute drücken.
Mit einer Taktfrequenz von 116 Schlägen pro Minute gibt der eigens kreierte Reanimationsmarsch genau die richtige Anleitung dazu. „Wir beide wollten immer schon seitens des Landesjugendreferates des Oberösterreichischen Blasmusikverbandes gemeinsam einen Marsch komponieren, erklären die Musiker Christoph Kaindlstorfer und Günther Reisegger: „Ein guter Zweck, nämlich der Reanimations-Weltrekordversuch, war für uns der perfekte Anlass dazu. Aufgenommen wurde der Reanimationsmarsch mit Musikern aus Eberschwang, Gunskirchen und Buchkirchen.
Für den richtigen Rhythmus im gleichzeitigen Reanimationstraining sorgt auch ein buntes, aber leider auch zu langes Rahmenprogram. Das Warm-up mit vielen interessanten Gästen begann bereits um 14:30 Uhr. Angesagt hatten sich Sportler, Experten für Notfallmedizin sowie Menschen, die erfolgreich reanimiert wurden. Stimmungsvolle Show Acts, wie zum Beispiel die Tanzschule Santner und Marco Angelini, unterhielten die Teilnehmer bis zum Programmhöhepunkt, dem Weltrekordversuch im gleichzeitigen Reanimationstraining.
Unter der Botschaft „Prüfen, Rufen, Drücken“ leiteten die Trainer die versammelten Menschen an, wie diese unverzüglich Wiederbelebung durchführen können. Der Weltrekordversuch verzögerte sich leider, die Aktion mit zwei Perobeversuchen war trotzdem ein Erlebnis und ein Lebensbeitrag. Der Film stammt von der Vorankündigung! Web-Info: www.handaufsherz.co.at
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