Diese drei Vornamen MARKUS, JOHANN und PHILIPP sind nicht die Beliebtesten der Standesamt-Statistik 2017, sondern sind jenen Brüdern zuzuordnen, die von Freistadt aus die Antriebswelt revolutionieren. In der OÖN-Redaktion wurden die Brüder Kreisel deshalb völlig zu Recht zu „Oberösterreicher des Jahres 2017“ gekürt. Die neue Kreisel Technologie mit nur 4,1 kg Gewicht erreicht eine überragende Leistungsdichte im Vergleich zu herkömmlichen Systemen. Die Mobilität von Morgen geht vom Mühlviertel aus - Spannende Web-Info zu finden unter www.kreiselelectric.com
In einer Garage in Freistadt sind Markus, Johann und Philipp Kreisel (im Bild) 2012 gestartet und haben in Fahrzeuge einen Elektroantrieb eingebaut. Dabei wurden selbst entwickelte leichtere und leistungsstärkere Akkus genützt. 2017 sind dann die Brüder richtig durchgestartet. Im Geschäftsjahr (bis 31. März 2018) wird bereits ein Umsatz von 20 Millionen Euro (!) erwartet.
Mit ihrer Batterien-Technologie und der Kooperation mit der Familie Schwarzenegger erregen die Kreisel-Brüder auch international Aufsehen. So war Arnold Schwarzenegger Stargast bei der Eröffnung des neuen imposanten Firmengebäudes der Brüder Kreisel in Rainbach. Der Geländewagen des Stargastes war bereits zum Elektroauto umgebaut worden. Der Kontakt entstand zufällig bei einer Flugreise.
Das Jahr 2017 war für das Team um die Brüder Kreisel besonders anstrengend. Praktisch rund um die Uhr wurde gearbeitet und in das neue Gebäude übersiedelt. Hier mussten neue Prozesse hochgezogen werden. Innerhalb weniger Monate wurden 50 neue Mitarbeiter angestellt. Und das ohne Strukturen wie bei großen Firmen. Gleichzeitig wurden die Projekte fortgesetzt und neue Eigenprodukte entwickelt.
Derzeit sind bereits 100 Mitarbeiter beschäftigt, doch bis Mitte 2018 sollen es bereits doppelt so viele sein. Drei Millionen Euro wurden in den auffälligen Neubau investiert, der dem Kreisel-Stern nachempfunden ist.
Das Batterie-„Erfolgsgeheimnis“ von Kreisel
Es ist das Zusammenspiel von Zellen, Flüssigkeitsmanagement in der Batterie und der Verbindungstechnik. Das verlängert die Reichweite gegenüber der Konkurrenz. Zusätzlich wurde eine Löschanlage integriert, die bisher kein Hersteller hatte. Das ist auch ein entscheidendes Unterscheidungs-Merkmal. Und weil das alles in einfachen Prozessen hergestellt wird, kann rund 30 bis 40 Prozent billiger produzieren werden als die Konkurrenz.
Das hat das Interesse der Industrie geweckt, Bosch oder ein großer Autohersteller waren die ersten Besucher. Die Brüder zeigen die Fertigungslinien, die Roboter und die Spritzgussteile im Produkt. Damit sind die Fachleute rasch überzeugt. Sie sehen, das System ist einfach und gut industrialisierbar. Und die Kreisel-Brüder wollen nicht selber produzieren.
Das Kreisel-Trio sieht sich als Lösungsanbieter: „Wir entwickeln die Technologie, helfen bei der Serienentwicklung, aber hunderttausende oder mehr Batterien zu bauen, das ist nicht unser Ziel, das können wir nicht. Das ist das Geschäftsmodell von Samsung und LG. Die wollen alles selber machen. Wir geben der großen Industrie, egal ob Autobauer oder Energiebetreiber, die Möglichkeit, neue Geschäftsmodelle aufzubauen.
Das machen wir mit der ganzen Welt. Da gibt es Projekte in Südamerika, in Russland, in Indien. Die Hersteller wollen im eigenen Land produzieren. Es ergibt keinen Sinn, Batterien nach Indien zu schicken. Die neuen Kunden beauftragen uns mit einer Entwicklung, oder, wenn sie selber produzieren, gibt es eine Lizenz oder eine Partnerschaft. Also auch Anteile an einem Joint-Venture, also eine Beteiligung. An diesen Geschäftsmodellen arbeiten wir ganz intensiv.
Was wir heute fertig entwickelt haben, kommt in drei Jahren in Serie. Wir kommen bei jedem Projekt auf neue Ideen. Die großen brauchen kleine und wendige Firmen, wie wir eine sind. Mit dem Schwerpunkt Elektromobilität, aber es gibt mit dem Heimspeicher ja auch andere Produkte.
Generell Elektrifizierung. Das 2017 neue attraktive Firmengebäude in Rainbach ist das beste Beispiel dafür: Hier werden selbst entwickelt Photovoltaik, ein großer Batteriespeicher, Lichttontechnik, Zutritts-Kontrolle und Ladeinfrastruktur genützt. Das Gebäude ist damit auch ein Verkaufslokal. Wenn man sein Unternehmen zu 80 Prozent stromautark betreiben und 40 Ladepunkte haben will: Das Kreisel-Team kann das.
Der Heimspeicher namens MAVERO ist aber noch nicht marktreif. Den kann man nur reservieren. Hier ist das junge Unternehmen in der Entwicklung. Es fehlen noch Zertifizierungen, da gibt es lange Wartezeiten. Doch heuer gehen diese noch wir in die Serie.
Kreisel-Niederlassung in Kalifornien
Die Niederlassung in Schwarzeneggers Heimat Kalifornien ist derzeit erst ein Büro. 20 Prozent des Kreisel-Marktes entfallen aktuell auf die USA, 50 Prozent auf China und den Rest der Welt. Es gibt viele Anfragen aus den USA, um diese zu kanalisieren ist diese Niederlassung im Aufbau.
Thema Elektromobilität: Fehlt die Stromkapazität?
Wenn eine Million Autobesitzer zur gleichen Sekunde aufladen wollen, dann könnte das Netz zusammenbrechen. Gleiches passiert aber auch, wenn alle gleichzeitig den Fön einschalten. In die Infrastruktur wird investiert werden müssen, auch in die Speicherkapazitäten. Das können auch Elektroautos sein, ein Auto steht ja 23 Stunden am Tag. Wenn das alles intelligent miteinander verknüpft wird, dann können Stromspitzen ausgeglichen werden.
Wie schnell wird die E-Mobilität wachsen?
Kreisel: „Wenn die Infrastruktur ausgebaut ist, gibt es keinen Grund, warum es nicht funktionieren sollte. Es ist wie beim Popcorn. Sobald ausreichend Fahrzeuge günstig zur Verfügung stehen und die Infrastruktur ausgebaut ist, wird das Popcorn knacken.
2025, 2026 werden 60 Prozent der Neuanmeldungen 100 Prozent elektrisch sein. 2019, 2020 kommt ein Elektroauto auf den Markt, das 23.000 Euro kosten wird mit 50 kWh, also mit theoretisch 420 Kilometer Reichweite. Das kostet dann nicht mehr als ein Verbrenner. Wieso sollte man dann nicht ein umweltfreundliches Elektroauto kaufen? Heute zahlen wir zwölf Milliarden Euro für fossile Brennstoffe. Wenn wir die im Land lassen, können wir das in Infrastruktur investieren. Das bringt eine ganz andere Wertschöpfung.
Und die Batterien an der Tankstelle zu tauschen? Das wird irgendwann funktionieren, wenn die Batterie standardisiert ist. In 20 Jahren vielleicht.
Wie funktioniert die Zusammenarbeit miteinander? Super. Wir sind total normal aufgewachsen. Uns geht es nicht ums Geld, wenn jemand 400 Millionen auf den Tisch legt und sagt, ich kauf euch, dann sagen wir nein. Was soll ich mit dem Geld tun?
Die Ausgezeichneten: Das Kreisel-Trio
Markus Kreisel (39) hat eine kaufmännische Ausbildung und ist Verantwortlicher für Vertrieb und Außenauftritt. Markus ist verheiratet und hat zwei Töchter.
Johann Kreisel (41) ist Elektriker und Tüftler. In der Geschäftsführung ist er für Produktion und Personal verantwortlich. Johann ist verheiratet und hat zwei Kinder.
Philipp Kreisel (29) ist Maschinenbauer und verantwortlich für die Entwicklungen.
Die Kreisel-Firmengeschichte
Das Elektrogeschäft Kreisel in Freistadt wurde vom Vater vor 40 Jahren gegründet. Die drei Brüder Markus, Johann und Philipp haben dadurch auch den Bezug zur Elektrik und zur Elektronik. Markus arbeitete 20 Jahre im elterlichen Betrieb, Hans hat Elektriker gelernt und seit der Lehre im Betrieb gearbeitet.
Gemeinsam haben die zwei Brüder zusammen mit dem Jüngsten Philipp hobbymäßig das erste Auto umgebaut. Ende 2012 bauten die Brüder den Neuwagen des Vaters (Audi A2) auf ein Elektroauto um. Zwei Jahre später wurde ein Auto für einen Kunden umgebaut.
2015 wurde dann die Firma Kreisel Electric gegründet. 2015 brauchte ein Elektro-Taxi-Bauer eine flache Batterie, die er auf dem Markt nicht fand. Die Kreisel-Brüder erkannten, dass sie etwas können, was offenbar andere nicht können: Den Bau einer leichteren Batterie, aber auch mit höherer Leistung.
Schlagzeilen dank Schwarzenegger
Die Kreisel-Brüder sind nicht nur gute Tüftler, sondern auch gute Verkäufer. Das erste Auto, das sie ausgerechnet für Arnold Schwarzenegger elektrifiziert haben, machte international Schlagzeilen, die das junge Unternehmen natürlich zu nutzen wusste.
Die Eröffnung des neuen Firmensitzes in Rainbach, der um drei Millionen Euro errichtet wurde, geriet zu einem internationalen Society-Event. Auch für die Ausrichtung dieses Events mit 1000 Gästen gab es auch gleich einen Preis: Das beste Business-Event im Land.
Die Anwesenheit von Arnold Schwarzenegger war vor allem für den US-Markt hilfreich. Arnie knüpfte den Kontakt zu seinem Neffen, Patrick Schwarzenegger-Knapp, der inzwischen 16 Prozent an Kreisel Electric hält. Dieser musste nichts investieren, die Brüder haben ihm die Anteile einfach „gegeben“.
63 Prozent der Firmenanteile halten die Brüder und Geschäftsführer Christian Schlögl 21 Prozent, der für die Strategie verantwortlich ist. In Kalifornien macht Schwarzenegger bereits in Fernsehshows auf "Kreisel" und deren zukunftsweisende Technologie aufmerksam.
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