Der 25. November 2016 ist für den Straßenbau in Oberösterreich wieder ein „historischer Tag“. Die seit Jahrzehnten geplante Nord-Umfahrung von Lambach wurde offiziell dem Verkehr übergeben. Dieses Straßenbauprojekt erinnert an den jahrzehntelangen Kampf um die Welser Westspange (11 km), die nach 60 Jahren mit einem Kostenaufwand von 142 Mio. Euro am 25. August 2003 eröffnet wurde. Die Einladung zu einer Pressekonferenz entpuppte sich als ungewöhnlich bescheidene Eröffnung - wir haben hier filmische Impressionen von den Geschehen im neuen "Unterwassertunnel" - siehe ganz unten.
Die Lambacher Umfahrung war auf unserer Plattform schon seit 2012 (!) möglich, da stellte das Land OÖ die Visualisierungen der Trasse in einem ausführlichen Filmbeitrag zur Verfügung. Noch zu sehen unter Direktlink http://www.welsin.tv/news.php?id=2690&catid=16
Die Gemeinde Edt, die mit ihrem Gemeindegebiet Lambach im Osten und Norden umspannt, hat sich schon vor 40 Jahren gegen jegliche Umfahrung über ihr Gebiet gewehrt und die kostengünstigste Lösung über das Kraftwerk und Stadl-Paura verhindert. Doch der inzwischen pensionierte Bau-Landesrat Hiesl ließ nicht locker und nun wurde das wohl teuerste 5-km-Straßenbaulos mit einem künstlichen Lärmschutz-Tunnel mit einem sagenhaften Kostenaufwand von 107 Millionen Euro fertiggestellt.
Die Verkehrsbelastung im Osten von Lambach lag zuletzt bei 15.300 Fahrzeugen pro 24 Stunden, der Schwerverkehrs-Anteil betrug 14 %. Im Westen von Lambach lag die Verkehrsbelastung bei 8.800 Fahrzeugen pro 24 Stunden, davon ebenfalls 14 % Schwerverkehrsanteil.
Stau, Stau. Durch diese hohe Verkehrsbelastung kam es schon im Ortszentrum von Lambach und bei der Einmündung der B 144 Gmundener Straße in die B 1 Wiener Straße laufend zu Verkehrsbehinderungen, Staubildungen und zu Unfällen.
Unfallstatistik. In den Jahren 2006 bis Ende 2011 sorgten insgesamt 95 Unfälle mit 132 Verletzten und einem Toten an der B 1 von Straßenkilomete 221 (Beginn der Umfahrung) bis 226,5 (Ende der Umfahrung) für eine traurige Bilanz. Mit der Fertigstellung der Umfahrungsstraße sollen die zahlreichen Unfälle der Vergangenheit angehören.
Bis zu 50 Prozent Verkehrsentlastung!
Durch die 5,1 km lange Umfahrung können 30 bis 50 % des derzeitigen Verkehrs verlagert werden. Die Umfahrung Lambach wird zwar der teuerste Landesstraßen-Abschnitt in der Geschichte Oberösterreichs, doch das Geld ist trotzdem gut investiert, denn diese Umfahrung ist ein Verkehrssicherheits-Projekt für die ganze Region. Leider ist in dieser Umfahrung Stadl-Paura nicht einbezogen, doch die Hauptbelastung hat den Ost-West-Verkehr betroffen.
Die hohen Baukosten begründen sich mit den geologischen Verhältnissen und zahlreicher notwendiger Kunstbauten wie Über- und Unterführungen. Die Wertschöpfung bleibt in der Region: Wirtschafts- und Arbeitsplatzturbo Straßenbau!
Die Bauarbeiten wurden im Zuge einer europaweiten Ausschreibung an die ARGE HABAU Held & Francke vergeben. Rund 75 % aller Aufträge der OÖ. Straßenverwaltung gehen direkt an heimische Unternehmen. Etwa 25 % werden an Unternehmen in Restösterreich vergeben und nur 0,41 % an ausländische Unternehmen.
Natur- & Landschaftsschutz: 7 Hektar Maßnahmenpaket!
Bei einem Projekt dieser Größenordnung müssen Eingriffe in den Natur- und Landschaftsraum möglichst minimiert werden. Es wurden daher umfangreiche Schutz- und Ausgleichsmaßnahmen für Mensch und Umwelt berücksichtigt.
Als Ersatz für die Versieglung von Offenflächen, Eingriffe ins Landschaftsbild sowie die notwendigen Rodungen ist ein umfangreiches Maßnahmenpaket im Ausmaß von sieben Hektar - ohne Ersatzaufforstungen - geplant.
Von den 600.000 m³ Überschussmassen in unterschiedlichster Qualität wurden etwa 300.000 m³ zur Wiederauffüllung der Kiesgrube des Stiftes Lambach verwendet, die restlichen Massen wurden auf verschiedenen privaten Grundflächen im Nahbereich der Trasse untergebracht.
An Lambach führt vier Jahre nach dem Spatenstich (28.4.2012) nun wirklich ein Weg vorbei. Eine ganze Region wird aufatmen, denn erst jetzt wird vor allem die Bevölkerung der Marktgemeinde entlastet. Besonders dankbar werden auch die Pendler sein, die Durchfahrt des Ortsgebietes gehört – auch dank des „verrückten“ Standortes der Transportfirma Gartner - zu den ärgerlichsten Straßenabschnitten außerhalb vom Großraum Linz.
Lambach & Edt wären eine ideale Verbindung
Die Geschichte der so dringend notwendigen Umfahrung (Stadl-Paura ist leider ausgeklammert) zeigt aber auch deutlich wie wichtig sinnvolle Gemeinde-Zusammenlegungen wären. Die Marktgemeinde Lambach konnte sich nicht nur durch die enorme Verkehrsbelastung, sondern auch wegen des geringen Flächenbedarfs nicht weiterentwickeln. Der Zusammenschluss von Edt & Lambach wäre schon vor Jahrzehnten möglich und sinnvoll gewesen. Davon hätten alle profitieren können.
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