In den frühen Morgenstunden des 11. Oktober verlor der Kärntner Landeshauptmann Dr. Jörg Haider bei einem Verkehrsunfall sein schillerndes Leben. An einem Höhepunkt seines politischen Schaffens ist eine Ära eines Menschen jäh zu Ende gegangen, der sich mit aller Kraft gegen das politische Netzwerk eingesetzt hat. Jörg Haider wurde aber dadurch oft zum Einzelkämpfer und von der Gegnerschaft ins ganz rechte Eck gedrückt.
Im jüngsten Wahlkampf überraschte Haider als abgeklärter Staatsmann, der sich kaum mehr aus der Ruhe bringen ließ. Vor seiner möglichen Neuwahl als Landeshauptmann 2009 wollte Haider eine Neuauflage der Großen Koalition alten Musters verhindern. Ausgerechnet am Geburtstag seiner Mutter (90 Jahre) verunglückte Jörg Haider am Steuer seines Dienstwagenes.
Plötzlich ist Österreich geschockt...
Der politische Buhmann der Nation, von den Polit-Gegnern und den Medien als Gefahr für die verschlungenen Wege der Demokratie ständig bekämpft und oft belächelt, löste plötzlich in den Medien-Tagesmeldungen einen "Schock" aus. Noch nie wurde so schnell und so umfangreich wenige Stunden nach dem Tod eines Poltikers mit Sondersendungen reagiert...
Als Journalist musste man schon bald auf den Politiker Jörg Haider aufmerksam werden. Wer die Chance hatte ihn näher und außerhalb des Protokolls kennen zu lernen, wusste von seinen erstaunlichen Qualitäten. Als medialer Begleiter sehr vieler Politiker auf dem Welser Messegelände fiel es mir auf, warum der „Aufreger der Nation“ in Wirklichkeit ein bodenständiger Mensch mit jenen Qualitäten war, die man von Volksvertretern erwartet: Zuhören und reagieren!
Jörg Haider war der einzige Politiker, der zum Beispiel in Wels selbständig durch die Messehallen ging und sich immer wieder eigenständig Gesprächspartner suchte. Und die Aussteller waren oft überrascht wie sich Haider für ihre Geschäfte und die Probleme interessierte. Jörg hatte einen kräftigen Händedruck und war stets aufmerksam unterwegs.
Dr. Jörg Haider war eine echte Führernatur…
…die zu einer ständigen Gefahr der politischen Unanständigkeit geworden ist. Mit Hilfe der Medien gelang es der Politik Jörg Haider laufend auszugrenzen. Doch der 1950 in Bad Goisern geborene Oberösterreicher schaffte es immer wieder zurückzukommen. Zuletzt als regierender und auch erfolgreicher Landeshauptmann, der vor einem neuerlichen großen Wahlerfolg stand.
JÖRG HAIDER (geb. 26. Jänner 1950 in Bad Goisern, gestorben 11. Oktober 2008 in Klagenfurt). Er war zuletzt seit 1999 bis zu seinem Tode Landeshauptmann von Kärnten und Spitzenkandidat der 2005 vom ihm gegründeten BZÖ.
Die politische Karriere begann Jörg Haider als Vorsitzender des Rings freiheitlicher Jugendlicher 1971, acht Jahre später zog Haider als damals jüngster Abgeordneter für die FPÖ in den Nationalrat ein. 1986 löste Haider bei einem Parteitag Norbert Steger als Vorsitzenden der FPÖ ab, drei Jahre später wurde er mit Hilfe der ÖVP in seiner Wahlheimat Kärnten zum Landeshauptmann gewählt.
Zwei Jahre später gelang es den politischen Gegnern Haider nach einer lächerlichen Aussage zu stürzen, doch 1999 wurde Haider zum zweiten Mal zum Landeshauptmann gewählt. 2000 war Haider an der Bildung einer schwarz-blauen Koalitionsregierung maßgeblich beteiligt, was die politische Konkurrenz sogar international nützte: Von erheblichen Protesten bis hin zu diplomatischen Sanktionen durch die EU.
Im Februar 2000 trat Haider überraschend von seinem Posten als FPÖ-Vorsitzender zurück, zog aber im Hintergrund weiter die Fäden, um im Jahr 2005 nach langen parteiinternen Streitigkeiten mit den damaligen FPÖ-Regierungsmitgliedern eine neue Partei, das BZÖ zu gründen.