November 2022 - In der Stadt Wels leben aktuell unter den fast 69.000 gemeldeten Einwohnern Bürger aus 128 (!) Nationen, der Ausländeranteil ist auf rund 31,6 Prozent gestiegen. Mit einer vom Bürgermeister nun aufgestellten Hausordnung will man den Gemeinschaftssinn in der Stadt stärken und besonders auch auf die Wichtigkeit des Erlernens der deutschen Sprache hinweisen.
Mit einer Hausordnung sollen aber auch Regeln für das Zusammenleben in Wels vereinbart werden. Anhand von Piktogrammen soll ein neues Verständnis für gegenseitige Wertschätzung und Rücksichtnahme geschaffen werden.
Arbeitsmarkt zieht EU-Bürger an
Vor allem Bürger aus anderen EU-Staaten beschleunigen den Zuwachs massiv. Aufgrund der Stärke der Wirtschaftskraft im Stadtgebiet und in der Region hat sich ihr Anteil in acht Jahren nahezu verdoppelt. Besonders aus Deutschland, Rumänien, Ungarn und der Slowakei gibt es eine starke Arbeitsmigration. Generell repräsentieren zugewanderte EU-Bürger knapp die Hälfte der in Wels gemeldeten Ausländer.
Die zweite Hälfte entfällt auf die sogenannten Drittstaatsangehörigen. Noch nicht ins Gewicht fallen Neuankömmlinge aus Krisengebieten wie Afghanistan und Syrien. Diese Gruppe zählt zusammen 1315 Einwohner, hat sich aber in acht Jahren allerdings verfünffacht.
In der Länderstatistik liegt mit 2896 Einwohnern das EU-Mitgliedsland Kroatien auf Platz eins, noch vor Bosnien (2457), Serbien-Montenegro (1739) und Rumänien (1719).
Rückgänge verzeichnet die Übersicht bei den in Wels gemeldeten Russen und Chinesen. Hingegen hat sich die Zahl der Ukrainer seit Beginn der russischen Invasion mehr als versechsfacht. Insgesamt sind mit Stand 1. Juli in Wels 369 ukrainische Staatsangehörige gemeldet.
Wer speziell in der Innenstadt (siehe KJ-Platz) für saubere Verhältnisse sorgt, der darf auch Forderungen an die Bevölkerung stellen.
„Ja zur Welser Hausordnung“
Für ein gutes Zusammenleben der Welser Bevölkerung ist es vor allem notwendig, die gemeinsame Sprache Deutsch zu sprechen, grundlegende Werte, Traditionen und die Landeskultur zu respektieren und seine Mitmenschen und Nachbarn kennenzulernen.
Aufgrund kultureller Missverständnisse kommt es immer wieder zu Beschwerden aus der Bevölkerung. Viele davon könnten vermieden werden, wenn sich alle Beteiligten an ein paar wenige Regeln des Zusammenlebens halten.
Aus diesem Grund hat die Stadt nun eine „Hausordnung“ verfasst, die, wenn sich jeder daran hält, ein harmonisches Miteinander ermöglicht und dadurch die Lebensqualität in der Stadt nachhaltig gesteigert wird.
Vermeiden – Vermindern – Verwerten: Das sind die 3 Vs, die es beim Thema Müll zu beachten gibt. Immer wieder werden von der Bevölkerung und der städtischen Ordnungswache illegale Müll-Entsorgungen im öffentlichen Raum gemeldet bzw. festgestellt.
Diese reichen von der unsachgemäßen Entsorgung von Autoreifen, Baumaterial und Sperrmüll über weggeworfene Möbel bis hin zur Entsorgung von Essensresten bei den Grünschnittsammelstellen. Wird jemand auf frischer Tat ertappt oder ausgeforscht, drohen Strafen von bis zu 8.500 Euro.
Bereits jetzt bietet die Stadt Wels sogenanntes Schau-Müll-Trennen an, eine Aktion für alle, die bislang noch nie Müll getrennt haben oder sich einfach, aufgrund der vielen unterschiedlichen Müll-Tonnen, nicht zurechtfinden.
Beachtliches Mülltrenn-Angebot. Insgesamt gibt es in der Stadt Wels 11.179 Restmülltonnen, 2.750 Gelbe Tonnen, 9.507 Rote Tonnen für Altpapier, 544 Blaue Tonnen für Metall, 6.204 Biotonnen, 277 Glascontainer, 7 Grünschnittsammelstellen und zwei Altstoffsammelzentren für Elektrogeräte, Holz, Möbel, Bodenbeläge, Grünschnitt und vieles mehr.
Sprachenverständnis. Um Konflikte und Missverständnisse zu vermeiden, braucht es vor allem eines: Eine gemeinsame Sprache. Sie ist die Grundlage für Verständigung und Verständnis und der Schlüssel zur Integration.
In Wels werden bereits Kinder ab drei Jahren in den städtischen Kinderbetreuungs-Einrichtungen von Sprachpädagogen beim Erlernen der deutschen Sprache unterstützt. Die Eltern haben in diesem Fall eine enorme Vorbildwirkung, deshalb sollten sie ihre Kinder beim Deutsch-Lernen aktiv unterstützen.
Die deutsche Sprache ist eine Kompetenz, um zur Gesellschaft zu gehören und Voraussetzung für eine erfolgreiche schulische Ausbildung und später eine erfolgreiche Teilhabe am Arbeitsleben. Wer Deutsch lernt, setzt ein sichtbares Zeichen der Zugehörigkeit zu Österreich.
In der Stadt Wels gilt das Prinzip „fordern und fördern“, weshalb die Stadt eine Vielzahl an Angeboten geschaffen hat, um jeden Bürger beim Erlernen der deutschen Sprache zu unterstützen. Gleichzeitig sind Deutschkenntnisse für die Inanspruchnahme von Leistungen der Stadt (z.B.: Sozialwohnungen) erforderlich.
Lärm möglichst vermeiden. Schon heute steht Lärm auf der Liste der krankmachenden Umweltfaktoren der Weltgesundheitsorganisation weit oben. Ist man ständigem Lärm ausgesetzt, kann dies zu chronischen Schlafstörungen, Bluthochdruck und einem erhöhten Herzinfarktrisiko führen.
Der Großteil der Welser Bürger hält sich daran, ab 22:00 Uhr keinen Lärm mehr zu verursachen, der andere in ihrer Ruhe stört.
Es ist aber nicht nur der Lärm nach 22:00 Uhr, der störend sein kann, sondern auch ein „Dauergeschrei“ durch z.B. spielende Kinder, ständiges Hundegebell oder unverhältnismäßig laute Musik. Ständige Ruhestörungen verursachen wachsenden Unmut, der das Zusammenleben erschwert. Erholung und Ruhezeiten sind Grundbedürfnisse, die für alle Menschen in Wels möglich sein müssen.
Rücksichtnahme! Menschen telefonieren oft unüberhörbar laut, kaum keiner hält dem anderen die Tür auf, in den Parkhäusern herrscht Chaos und Vordrängeln wurde zum Volkssport. Bei einer im September 2020 in Österreich durchgeführten Umfrage von Statista zur Wichtigkeit gesellschaftlicher Werte empfanden 64 Prozent der Befragten einen respektvollen Umgang miteinander als äußerst wichtig.
Jede Kultur hat ihre eigenen Werte. Rücksichtnahme hilft dabei, die Werte des Landes, in dem man lebt, zu beachten und zu befolgen. Derjenige, der Rücksicht nimmt, respektiert sein Umfeld und seine Mitmenschen.
Freundlichkeit. Wenn wir zu anderen freundlich sind, schüttet unser Körper verstärkt den Neurotransmitter Serotonin aus. Dadurch betrachten wir die Welt optimistischer, unser Selbstbild verbessert sich und wir fühlen uns auch besser.
Es braucht oft nur kleine Gesten, die große Wirkung zeigen. Freundlichkeit ist eine völlig unterschätzte Kulturtechnik. Denn Freundlichkeit kann fast alles. Sie bringt Gesprächspartner auf eine gemeinsame Ebene und sie sorgt dafür, dass wir miteinander auskommen. Wir sind verantwortlich für uns als Gemeinschaft, und Freundlichkeit ist der Schlüssel dazu.
Beispiele aus der Beschwerdestelle der Stadt
+ Ständig vermüllter Spielplatz in der Ingeborg-Bachmann-Straße.
+ Immer wieder stehen herrenlose Einkaufswagen herum.
+ Regelmäßig beschweren sich Bürger über unachtsam weggeworfenen Abfall besonders im Friedenspark.
+ Die Tochter einer Nachbarin möchte DJ werden und spielt extrem laute Techno-Musik bis in die späte Nacht hinein.
+ Ein Bürger beschwert sich, dass sein Nachbar regelmäßig schreit, laute Musik hört und ge-gen die Wohnungswand klopft.
+ Ein Bürger ruft an und beschwert sich über den Nachbarn seines Sohnes. Dieser macht bis zwei Uhr morgens Lagerfeuer. Das Feuer ist teilweise bis zu vier Meter hoch. Sein Sohn hat ein Baby zu Hause und kann durch den ständigen Rauch die Fenster nicht öffnen.
+ Eine Bürgerin teilt mit, dass die Radfahrer am Radweg an der Traun sehr schnell fahren. Sie ist dort regelmäßig mit ihrem Enkelkind unterwegs und es ist schon oft zu gefährlichen Situationen gekommen. Manche Lenker sind teilweise sehr rücksichtslos und verwenden auch ihre Fahrradglocken nicht. Andere schimpfen direkt los und schreien sogar, wenn man nicht sofort Platz macht.
+ Es gibt regelmäßig Beschwerden über rücksichtslose E-Scooter-Fahrer.
+ Auch in den öffentlichen Verkehrsmitteln kommt es immer wieder zu rücksichtslosem Verhalten: Personen werden angerempelt, älteren Fahrgästen wird der Sitzplatz verweigert und manche Fahrgäste telefonieren sehr laut.
Was bietet die Stadt Wels
+ Stadtteilmanager (Noitzmühle, Otto Loewi-Straße, Straubinger Straße)
+ Polimed
+ Einzugsbegleitung
+ Siedlungsfeste
+ Schau-Müll-Trennen
+ „Im Dialog“ in den Stadtgebieten
+ Sicherheitssprechstunden
+ Fest der Kulturen
+ Internationale Kochabende
Was ist in Wels noch geplant
Viele Obleute von Vereinen und Geschäftsführer von Unternehmen haben bereits ihre Unterstützung für diese Aktion zur Bewusstseinsbildung angekündigt. Noch heuer sollen Plakate mit der „Welser Hausordnung“ verteilt und an repräsentativen Plätzen wie Hauseingängen, Umkleidekabinen, Vereinslokalen, Aufzügen usw. ausgehängt werden.
Nächstes Jahr werden zu den einzelnen Themen Schwerpunktaktionen gesetzt, um das Bewusst-sein in der Welser Bevölkerung zu schärfen.
Geplant sind unter anderem:
+ Vorträge
+ Aktionen am Wochenmarkt und in den Stadtteilen
+ Kooperationen mit Vereinen, Schulen und der Gastronomie
+ Verteilaktionen
+ Gewinnspiele
Bürgermeister Dr. Andreas Rabl: „Die Welser Hausordnung soll vor allem zur Bewusstseinsschärfung beitragen. Es sind Regeln, die für jeden selbstverständlich sein sollten, wie seinen Müll richtig zu entsorgen, Rücksicht auf andere zu nehmen und die Sprache unseres Landes zu lernen. Es sind Kleinigkeiten, die aber eine große positive Wirkung haben, wenn sich jeder daran hält.“
Integrationsreferent Vizebgm. Gerhard Kroiß: „Es kann nicht sein, dass einige wenige die Ruhe von vielen stören – und das teilweise über mehrere Tage. Oder dass sie ihren Müll unachtsam irgendwo abladen. Hier braucht es dringend eine Erinnerung an grundlegende Verhaltensspielregeln in einer Gemeinschaft. Die Welser Hausordnung ist solch eine Erinnerung.“
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