Ungewöhnlich wortkarg zeigte sich das offizielle Wels beim Ableben von Ehrenbürger Leopold Spitzer (Bild), der am 16. September im 95. Lebensjahr verstorben ist. Ob es an der Lebensdauer der Welser Bürgermeister gelegen ist oder einfach zu wenig Zeit für eine mediale entsprechende Aufmerksamkeit war? Schließlich verstarb der letzte Bürgermeister der Stadt (Oskar Koss) vor 49 (!) Jahren. Die Verabschiedung fand am 25. September statt.
Leopold Spitzer, der 1918 in Laakirchen geboren wurde und eine Beamtenlaufbahn bei der Post einschlug, musste als Soldat im Zweiten Weltkrieg einrücken und geriet in Frankreich in amerikanische Gefangenschaft. Nach seiner Rückkehr begann Leopold Spitzer, der eigentlich Lehrer werden wollte, in Wels zu arbeiten.
Im Magistrat der Stadt Wels wurde er Oberamtsrat und Leiter der Stadtbuchhaltung. Nebenbei besuchte er das Gymnasium für Berufstätige, welches er mit Matura (mit Auszeichnung) abschloss. Seine politische Karriere bei der SPÖ in Wels sorgte auch für einen raschen Aufstieg und nach dem Tor von Bürgermeister Oskar Koss wurde Leopold Spitzer 1963 Bürgermeister der Stadt.
Zielstrebig. Zuerst schien das beamtete Stadtoberhaupt eher unauffällig an der Spitze des Stadt zu stehen und zu wirken. Doch bald fiel sein Fleiß und Ehrgeiz auf, die Mitarbeiter hatten es angesichts seiner Zielstrebigkeit nicht immer leicht. Doch in der Stadt genoss Leopold Spitzer immer mehr an Ansehen und wurde gleich dreimal mit klarer Mehrheit wiedergewählt.
In seine Amtszeit fiel 1964 auch die Verleihung des Statutes, Wels wurde zur Statutarstadt. Besonders positiv fiel er als Bürgermeister der Bevölkerung bei seinen Reden auf. Seine oft ironischen und witzigen Ansprachen sorgten geradezu für einen Hörgenuss. Sein Nachfolger stand deshalb oft im Schatten des nach 19jähriger Amtszeit nicht ganz freiwillig abgetretenen und später zum Ehrenbürger ernannten Reg.-Rat Leopold Spitzer.
„Medienmatch“ mit der Lokalzeitung
Neben der rasanten Entwicklung der Stadt, die auch die Stadtverwaltung stark forderte, war Leopold Spitzer aber immer wieder einer Kritik der damaligen Lokalzeitung „Welser Zeitung“ ausgesetzt. Angebliche Skandale wurde zum Aufmacher entwickelt und Spitzer glaubte sich mit ständigen Entgegnungen zur Wehr setzen zu müssen.
Mitleidseffekt. Damit prägten sich die „Skandale“ in der Bevölkerung ein. Doch die Beliebtheit von Leopold Spitzer war so groß, dass ihm der sog. Mitleidseffekt zugutekam. Spitzer wunderte sich aber auch über den damaligen Chefredakteur, denn nach harscher Kritik in der Zeitung begegnete ihm der Journalist, als wäre es sein spezieller Freund.
Der ständigen Kritik, vielfach von der politischen Konkurrenz und dem damaligen VP-Spitzenkandidaten geschürt, begegnete einmal ein Jung-Politik: Im Zeitungskopf steht „überparteilich“, das heißt ja mehr als parteilich…
Leopold Spitzer war noch ein ehrenwerter Politiker der Aufbaugeneration und ärgerte sich nach seinem Abtritt immer wieder über die Großzügigkeit in der Stadtverwaltung, das Schuldenmachen blieb ihm ein Gräuel. 2009 hatte er mit seiner Frau Margarethe das Eiserne Ehejubiläum gefeiert. Den Nachkriegsgenerationen wird Leopold Spitzer in sehr guter Erinnerung bleiben.
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