Juni 2022 - Die Region Wels kann sich angesichts der vielen, auch weltweit agierenden Erfolgsfirmen glücklich schätzen. Zum Zukunfts-Vorreiter und Vorbild in punkto Nachhaltigkeit überstrahlt das Familien-Unternehmen Fronius nicht nur die gesamte Region Oberösterreichs.
Nach der Weltmarkführung bei Schweißgeräten setzte Anfang der 90iger Jahre Fronius zusätzlich bereits auf die Sonnenenergie und eine gelebte Nachhaltigkeit. Die deutlich steigenden Energiekosten haben zu einem kaum bewältigbaren Auftragsvolumen im Bereich Photovoltaik und Wechselrichter (Bild) beigetragen, wobei hauptsächlich das vorwiegend aus Asien stammende Halbleiter-Lieferproblem und die nicht einfache Suche nach Arbeitskräften die Weiterentwicklung etwas bremsen.
Während das Halbleiter-Problem durch die fast totale Produktions-Auslagerung nach Asien (vor allem Taiwan) ein allgemein europäisches Problem ist, versucht Fronius durch ein variables Schichtarbeitsmodell in der Fertigung neue Arbeitskräfte zu gewinnen. Dazu trägt auch die familiäre Atmosphäre in den Fronius-Häusern bei, die einem schon beim Eintritt empfängt. Der Firmengründer war nicht nur ein Visionär, sondern er legte auch gleich viel Wert auf den freundlichen Umgang zwischen den Mitarbeitern und besonders auch der Kunden. Luftbild-Nostalgie - vor dem Ausbau in Sattledt, die Betriebsfläche wurde nach Norden auf die doppelte Größe ausgebaut. Die Einbettung des Großbetriebes in die Landschaft ist auch durch den natürlichen Bannwald zur Bundesstraße gelungen. Ein Klick auf das Bild zeigt dies deutlich.
Während das in Pettenbach von Günter Fronius gegründete Unternehmen noch immer von dort aus zentral geführt wird, haben sich die Standorte in Sattledt, Thalheim und Wels zu Standorten mit Vorbildfunktion entwickelt. Während der Standort in Thalheim zu einem geradezu einmaligen Forschungszentrum ausgebaut wurde, lieferte Fronius in Wels den Beweis, dass man aus einer Industrieruine (ehemals Epple Buxbaum) inklusive der Altgebäude in ein Schmuckkästchen mit in jeder Hinsicht bemerkenswerten Nachhaltigkeitseffekt verwandeln kann.
30 Jahre Solar Energy by Fronius
Von einer nachhaltigen Vision zum größten Geschäftsbereich des Unternehmens entwickelte sich ‚Solar Energy‘ besonders in den letzten zehn Jahren der 2007 eröffnete Werk in Sattledt zu einem zentralen Fertigungs-Standort, der dank des Photovoltaik-Booms und des weltweiten Wechselrichter-Erfolgs (bisher 3,4 Mio. Fronius-Wechselrichter in Betrieb) den Gesamtumsatz des Unternehmens in Richtung einer Millarde Euro vorantrieb.
Langfristig und aktuell, und das war am 13.6.2022 ein Grund für eine Presse-Präsentation, musste der schon vor 25 Jahren großzügig geplante Betrieb in Sattledt östlich der Bundesstraße 1 nach Wels im Produktionsbereich geradezu verdoppelt werden, wobei auch ein Hochregallager eingebaut wurde.
Die bemerkenswert lichtdurchfluteten Gebäude sind auch dank einer Hanglage alle unterkellert, wodurch wertvolles Parkplatzangebot gewonnen wurde. Die Mitarbeiter haben zusätzlich auch nur kurze Wege zu ihrem Arbeitsplatz, angenehme großzügige Aufenthaltsbereich und zusätzlich wird Mitarbeitern für ihren Nachwuchs ein Kindergarten angeboten
Flexiblere Arbeitszeiten: Neue Fertigungs-Schichtarbeitsmodelle
Da die Wertschöpfung auch weiterhin in Europa verbleiben soll, schlägt sich das Wachstum speziell am Fertigungsstandort in Sattledt nieder. Dem Ringen nach Arbeitskräften begegnet Fronius nun zusätzlich mit flexibleren Arbeitszeiten und neuen Schichtarbeitsmodellen. Die Wünsche der Mitarbeiter sollen möglichst erfüllt werden können. Zusätzlich setzt Fronius auch auf eine gründliche Mitarbeiter-Ausbildung.
Geschäftsführerin Elisabeth Engelbrechtsmüller-Strauß (Bild) dazu: „Im Kindergarten kann man die Kinder speziell auch für die Technik begeistern, in den folgenden Schuljahren sind Mathematik und Chemie eher Angstfächer. In unserer Ausbildung erkennen die Mitarbeiter, das Technik nicht nur für Herausforderung sorgt, sondern auch Spaß macht.“
Die Geburtsstunde der Solar Energy
Ab 1950 baute Fronius neben der Batterieladetechnik den Schweißtechnik-Zweig auf und feiert damit ab den 60iger Jahren erste größere Erfolge, die 1981 mit der Einführung eines noch nie dagewesenen Schweißgeräts in einem Meilenstein gipfeln. „Wir sind uns allerdings mehr und mehr wie Stromräuber vorgekommen“, erinnert sich Geschäftsführerin.
„Man muss sich vorstellen, dass die Schweißtechnik zur damaligen Zeit Unmengen an Energie benötigt hat. Wir wollten einen Teil dieses Stroms wieder ‚zurückliefern‘ und haben erste Versuche mit Photovoltaik-Modulen gestartet. Es war die Geburtsstunde der Business Unit Solar Energy.“
30 Jahre später scheint kein Weg mehr an der grünen Stromerzeugung mittels Sonnenenergie vorbeizuführen. Der jetzige Erfolg war aber lange Zeit nicht absehbar, wie Frau Elisabeth betont: „Wir sind in der Anfangsphase häufig als die grünen Spinner dargestellt worden und hatten große Schwierigkeiten unsere Geräte am Markt unterzubringen. Wir haben damals pro Woche nur ein bis zwei Wechselrichter gefertigt.“
Energieversorgung Europas im Fokus
Wie stark sich das seither gewandelt und weshalb der Geschäftsbereich Solar Energy sogar jenen der Schweißtechnik überholt hat, untermauern die aktuellen Zahlen: Mit einem geplanten Output von 510.000 Wechselrichtern 2022 ist Fronius der größte Hersteller von Prosumer Lösungen in Europa.
Energiegewinnung wie 33 Kraftwerke. Global sind bereits 3,4 Mio. Wechselrichter von Fronius in Betrieb. Diese erzeugen jährlich 35,1 TWh an sauberer Sonnenenergie. Das entspricht der Energie aus 33 Donaukraftwerken wie Freudenau. Die Energieversorgung wird mehr und mehr dezentralisiert, indem die Kunden selbst zu Produzenten werden - sie erzeugen ihren eigenen Strom, verbrauchen diesen lokal und geben den Überschuss an andere Verbraucher weiter.
Externe Umweltfaktoren wie hohe Energiepreise und die künftige Eigenversorgung Europas verstärken diese Entwicklung zusehends. „Im Fokus steht dabei immer die hohe Relevanz einer europäischen Wertschöpfung. Speziell aufgrund der jüngsten Lieferengpässe strebt Europa eine reduzierte Abhängigkeit von anderen Märkten an“, unterstreicht Martin Hackl (Bild), Marketing- und Vertriebsleiter der Solar Energy.
„Wir können das bei Fronius nur unterstützen. Wir haben die europäischen Kompetenzen in manchen Bereichen wie jenem der Mikroelektronik über viele Jahre hinweg sukzessive abgebaut. Wir stehen dadurch im Nachteil zu asiatischen Mitbewerbern. Diese Entwicklung ist kritisch zu sehen, da wir eine nachhaltige und selbstständige Energieversorgung nicht allein aus Produkten schaffen, die aus anderen Kontinenten stammen.
Für uns sind nachhaltige Lösungen von höchster Bedeutung und diese schaffen wir am besten durch die Bündelung unserer Fertigungsaktivität in Österreich und Tschechien. So können wir höchste Sozial-, Umwelt- und Qualitätsstandards garantieren. Produkte aus anderen Kontinenten sind schon im Sinne der Transportwege alles andere als sinnvoll und nachhaltig.“
Der Ausbau in Sattledt in Zahlen
Aus diesem Grund hat Fronius seine Produktionswerke in Österreich und in Tschechien angesiedelt und denkt seit jeher nicht an Outsourcing - ganz im Gegenteil: „Wir bereiten uns strategisch auf das große Wachstum in Europa vor und investieren massiv in den Ausbau unserer Produktion und Kapazitäten“, unterstreicht Martin Hackl, der seit 20 Jahren bei Fronius ist und dessen Bruder Heinz in der Geschäftsleitung des Unternehmens tätig ist.
Bestes Beispiel ist der große Fertigungs- und Logistikstandort Sattledt. Hier wird die Nutzfläche von derzeit 41.000 m² um weitere 28.000 m² ergänzt. Die Gesamt-Fertigstellung ist bereits für Ende Juli geplant, danach erfolgt die schrittweise Besiedelung der neuen Flächen.
Zu den Highlights der sogenannten Norderweiterung zählt unter anderem das vollautomatisierte Hochregallager (Bild). Es ist die künftige Umschlagstelle des Warenausgangs und bietet Platz für 7.000 Paletten und 12.500 Kleinteile-Behälter.
Einzigartig sind außerdem die zwei neu installierten Eisspeicher, die aktuell größte Anlage ihrer Art in Europa. Vereinfacht erklärt nutzt ein Eisspeicher die Kristallisationsenergie, die frei wird, wenn Wasser zu Eis gefriert.
Mithilfe von Wärmetauschern kann diese Energie in der kalten Jahreszeit zur Beheizung und im Sommer zum Kühlen und Klimatisieren des Gebäudes verwendet werden. Und ganz im Sinne der Werte im Hause Fronius!
Der Neubau wird auch bald ganzflächig mit einer Photovoltaik-Anlage ausgestattet, die den Bestand von 930 Kilowattpeak um ein weiteres Megawattpeak Leistung aufstockt.
Gesundheitskrise erfolgreich bekämpft
„Wir setzen mit dem Neubau in Sattledt gleich mehrere Zeichen. Wir möchten einerseits den Standort stärken und sichern sowie andererseits als zukunftsträchtiger Arbeitgeber wahrgenommen werden. Während andere in Zeiten der Corona-Krise Kurzarbeit angemeldet haben, startete bei uns die seit langer Zeit geplante Erweiterung. Allein heuer investieren wir bei Fronius 187 Millionen Euro in die Zukunft.
Wir leben als Familienunternehmen die Kontinuität und denken weit nach vorne. Wir wachsen dabei aber nicht um jeden Preis, sondern immer nur dann, wenn wir es uns leisten können.“
Diese Einstellung hat Fronius bereits in der Vergangenheit stark geholfen. Just bei der Übernahme der Geschäftsführung durch Elisabeth Engelbrechtsmüller-Strauß beispielsweise steckte das Unternehmen zwischen 2011 und 2013 in einer Solar-Krise. Damals bewährte sich das Prinzip, in guten Zeiten zu sparen, um in schlechten abgesichert zu sein. „Wir haben unsere vorhandenen Mittel in die Forschung und Entwicklung investiert und auf diese Weise den Geschäftsbereich vor rund zehn Jahren gerettet.“
Die Zukunft heißt Arbeitszeit-Flexibilisierung
Die 30-jährige Geschichte der Solar Energy und der damit verbundene Ausbau vorhandener Ressourcen führen unweigerlich zu einem starken Plus an Arbeitskräften. Dem angepeilten Mitarbeiter-Wachstum steht jedoch eine tatsächliche Verfügbarkeit gegenüber- eine Herausforderung, mit der nahezu alle großen Unternehmen zu kämpfen haben.
„Wir müssen deshalb die Fertigung neu denken“, so der Ansatz von Geschäftsleitungs-Mitglied Thomas Herndler (Bild). „Oder konkreter: Wir müssen die Arbeitszeiten flexibler denken. Speziell die Arbeit im Schichtbetrieb bietet immer wieder Platz für Diskussionen. Dem gegenüber stehen viele Väter und Mütter, die gerade durch die Schichttaktung ihre Zeit mit den Kindern besser einteilen können.
Und es gibt Studierende, Vereinsmitglieder oder Selbstständige, die nicht nur Stunden reduzieren, sondern auch gewisse Rhythmen verändern wollen. Genau hier setzen wir an und wollen Österreichs menschenfreundlichste Fertigung werden.“
Zu den angedachten neuen Schichtarbeitsmodellen laufen bereits erste Pilotprojekte, der nächste Schritt ist eine breit angelegte Befragung unter sämtlichen Mitarbeitern in der Produktion und Logistik sowie allen dort ansässigen Techniker.
Und damit nicht genug: Als zukunftsorientiertes Unternehmen hat Fronius schon immer großen Wert auf die Ausbildung der nächsten Generation gelegt. Mit dem letztjährigen Lehrstart beschäftigt der Hightechbetrieb rund 160 Lehrlinge in insgesamt 16 verschiedenen Berufsbildern.
Auch innerhalb der bestehenden Reihen wird die Weiterbildung großgeschrieben. Jüngstes Beispiel ist der Lehrgang „Von der Anlernkraft zur Fachkraft“ – ein Ausbildungsmodell, das jene anspricht, die sich beruflich umorientieren oder intern aufsteigen wollen. Das Programm ist eine zweite Chance für all jene, die aus verschiedenen Gründen keine technische Ausbildung absolvieren konnten, dies nun aber mit einer Lehre in komprimierter Form nachholen wollen.
Fronius International GmbH
Das österreichische Familienunternehmen mit Firmen-Hauptsitz in Pettenbach und weiteren Standorten in Oberösterreich (Wels, Thalheim, Steinhaus und Sattledt). 1945 als regionaler Ein-Mann Betrieb gegründet, ist Fronius heute ein Global Player mit weltweit mehr als 6.100 Mitarbeitern, der in den Bereichen Schweißtechnik, Photovoltaik und Batterieladetechnik tätig ist.
Der Exportanteil beträgt 89 % und wird mit 36 internationalen Fronius Gesellschaften sowie Vertriebspartnern in mehr als 60 Ländern erreicht.
Mit innovativen Produkten und Dienstleistungen sowie 1.366 aktiven Patenten ist Fronius einer der Innovationsführer am Weltmarkt.
Zwei vorbildlich ausgebaute Fronius-Standorte in Wels (oben) und Thalheim (unten), wo auch in der Forschung dem Thema Wasserstoff besondere Beachtung geschenkt wird.
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