Der Linzer Bürgermeister Klaus Luger (Bild) hat offensichtlich bei den lokalen Medien geradezu „Narrenfreiheit“. Jüngste Aussagen steigern die eigenartige Popularität des Politikers noch weiter. So möchte der Landeshauptstadt-Bürgermeister (seit sechs Jahren im Amt) laut Medien Linz zur „Klimaschutz-Hauptstadt“ machen...
Zuvor gab es schon merkwürdige Bemerkungen wie der Aufruf an die Bevölkerung („Wie können wir die Volksbefragung bezüglich Linzer Stadion nahe dem Pichlingersee verhindern?“), die Vöest-Mitarbeiter sollten in Zukunft mit der geplanten Seilbahn zur Arbeit fahren und so weiter und so fort.
Warum haben die Medien (man erinnere sich nur an den heftigen „Kampf“ gegen den Opern-Bau an der Donau) den Abriss der sicherlich zumindest für Pkw noch benutzbare Eisenbahnbrücke nicht durch eine starke öffentliche Kampagane verhindert? Eine Stadt mit so wichtigen Brückenverbindungen über die Donau hätte zuerst in einen Neubau investieren müssen, ehe man diesen Abriss vornahm.
Jetzt wird zwar an einem Neubau gearbeitet, aber die Fertigstellung verzögert sich wesentlich und soll erst nach fünfeinhalb-Jahren Planung- und Bauzeit im Herbst 2021 befahrbar sein. Seit Ende Februar 2016 (!) stehen nur drei Donau-Überquerungen für den gesamten Verkehr zur Verfügung, das Verkehrssystem ist längst an der Belastungsgrenze angekommen. Ereignet sich auf der A7 oder der A1 im Zentralraum ein Unfall, kommt es rasch zum Verkehrsinfarkt. Die Fertigstellung des sicherlich dann beachtlichen Westringes mit Hängebrücke (Plan-Bild, Fertigstellung geplant 2023) über die Donau ist zusätzlch in weiter Ferne (Planung 2031).
Auch die Wirtschaftskammer kommt zu spät
Für Klaus Schobesberger, Obmann der WKO Linz-Stadt, ist eine leistungsfähige Verkehrs-Infrastruktur sowohl für den Individual- als auch den öffentlichen Verkehr für alle vier Verkehrsträger (Straße, Schiene, Flughafen, Hafen) zusammen mit einem leistungsfähigen Breitband- und Energienetz nicht nur der „Blutkreislauf der Linzer Wirtschaft“. Auch die Wirtschaftskammer hätte vor dem Abriss medial mobil machen können.
Durch Stau und Verkehrsüberlastung verlieren die Autolenker im Raum Linz jährlich zig-Millionen Stunden an Freizeit (!), steigen die Treibstoffkosten (!), entstehen Betrieben enorme Kosten an unproduktiven Arbeitszeiten, wenn z. B. Monteure im Stau stehen oder Liefertermine nicht eingehalten werden können (!), entstehen hohe Lärm- und Schadstoff-Emissionen (!), werden Betriebsansiedelungen und die Mitarbeitersuche zunehmend erschwert (!) und so weiter und so fort.
Über Linz kann man nur „staunen“
Lächerlich gemacht hat sich Linz auch mit dem Plan eines neuen Fußballstadions in der Nähe des Erholungsgebietes rund um den Pichlingersee. Zuerst hatte man die Chance für ein neues Stadion bei der Europameisterschaft 2008 (!) versäumt, Klagenfurt nutzte die Chance und muss Sonderaktionen (wie die jüngsten Waldaktion) zur sinnvollen Nutzung abwickeln. Nur eine angekündigte Volksbefragung „verhinderte“ den Neubau am See, Neo-Landesrat Markus Aichinger schaffte die Plan-Rückkehr ins „alte und sinnvoll umzubauende“ Stadion auf der Gugl.
Diese Landeshauptstadt ist nicht - wie von den Medien vorgegaukelt – ein Vorbild für das ansonsten so fortschrittliche Bundesland. Auch wenn Linz über das „tollste“ Musiktheater Europas (wie vom Alt-LH Pühringer bei der Eröffnung angesprochen) verfügt, das wahrscheinlich eines der kosten-intensivsten Kulturtempel in der EU ist.
Die unvollendete Brücke von Linz
Linz und seinen Brücken. Während bis 2023 alle großen Brückenbauprojekte abgeschlossen sein sollten, dämmert ein halbfertiger Übergang seit fast 40 Jahren vor sich hin: In den Traunauen beim Weikerlsee stehen die Pfeiler und Widerlager als stumme Zeugen eines seltsamen Projekts: Die damalige VOEST wollte eine Traunbrücke zu den Weikerlseen bauen, um diese mit Schlacke aus der Stahlproduktion zuzuschütten.
Im Zuge des Baus der Hermann Göring Werke (1938) wurden Unmengen an Schotter benötigt, um das flache, tief liegende spätere Werksgebiet hochwassersicher mehrere Meter aufschütten zu können. Dieser Schotter wurde auf der anderen Seite der Traun (die hier in die Donau mündet) gewonnen, durch diese Baggerarbeiten entstanden der große und der kleine Weikerlsee.
In den 1950er-Jahren wurden die beiden Seen von der VOEST als Arbeiter-Werksbad genutzt. Durch das große Hochwasser 1954 wurde die Anlagen aber komplett zerstört und nicht mehr wiederaufgebaut. Gleichzeitig erfreute sich der in dieser Zeit durch Schottergrabungen entstandene Pichlingersee immer größerer Beliebtheit.
Ein Mahnmal steht noch: Das 1982 entstandene Widerlager der “Geisterbrücke” über die Traun. In der VOEST kam man auf den verwegenen Plan, zu den augenscheinlich nicht mehr benötigten Weikerlseen eine Brücke über die Traun zu bauen und diese als Ablageplatz für die bei der Stahlproduktion anfallende Schlacke zu nutzen. Die dazu benötigte, massive Brücke war bereits in Bau, ehe intensive Proteste von Naturschutz-Organisationen den Plan vereitelten. In weiterer Folge kaufte die Stadt Linz das Areal und stellte es unter Naturschutz. Heute wird hier wieder fleißig (nackt) gebadet.