Die 17. Auflage des intern. Figurentheater-Festivals in Wels war auch zugleich die letzte für die unermüdliche Festival-Leiterin Trude Kranzl. Die Welser Kultur-Lady hatte dieses Festival nicht nur auf- und ausgebaut, sondern dem einzigartigen Treffpunkt begabter Künstler mit Figuren und Puppen einen familiären Charakter gegeben.
Nach dem „letzten Vorhang“ stand Trude Kranzl im Mittelpunkt des Abschlussfestes. Zuvor animierte der Wiener Christoph Bochdansky (im Bild mit einem Krokodil "Ich habe gerade eine Frau gegessen") die Lachmuskeln der Besucher. Dazu unser exklusiver Videobericht.
Auf Anregung des legendären Welser Puppen-Professors Gustav Dubelowski baute Trude Kranzl das ursprüngliche Pupentheater-Projekt namens "Puppiennale" mit Start 1991 zu einem intern. Treffpunkt bedeutender Künstler aus vielen Ländern Europas aus. Dank ihres hohen persönlichen Einsatzes und ihres Sprachentalents entstand eine internationale Plattform nicht nur mit Puppenkünstlern, sondern auch für alle Bereiche des Figurentheaters.
Ein Blick zurück - ohne Zorn…?
Die Welser Kulturszene wurde von Trude Kranzl jahrzehntelang mitbestimmt. Sie verstand es wie kaum jemand anderer mit möglichst sparsamen Mitteln ein für eine Stadt wie Wels sehenswertes Kulturprogramm zu arrangieren. Sie war es auch, die einst das Theaterprogramm vor dem Absturz bewahrte. Anstatt der oft lustlosen Gastspiele des Linzer Landestheaters konnte sie dank attraktiver Tourneebühnen viel Abwechslung und zahlreiche bekannte Schauspieler auf die Stadttheater-Bühne bringen.
Die Kulturabteilung unter Führung von Trude Kranzl war es auch, die den auch bis heute noch dürftigen offiziellen Veranstaltungskalender durch das straff geführte Kulturangebot belebte. Die niemals beamtete Kulturmanagerin hielt allerdings nie mit ihrer Meinung hinter dem Berg, was ihr naturgemäß auch unliebsame Gegner einbrachte. So mag sie heute im Ruhestand nicht im Zorn, sondern eher in Sorge um die Kulturszene in Wels zurückblicken…