OKTOBER 2025 - Am 15. November 2023 verkündete man in Wels eine Erfolgsgeschichte des Landes Oberösterreich. Am diesem Tag erfolgte am FH OÖ. Campus Wels der offizielle Start vom OÖ. Wasserstoff-Forschungszentrum. Nun fast zwei Jahre später erneuerte man diese Bedeutung, weil dieses Zentrum aus Platzgründen in eine eww-Halle an der Wiesenstraße übersiedelt ist.
Klimaneutraler Wasserstoff (H2) gilt als eines der Schlüsselelemente für die Energie- und Mobilitätswende. Der Ausbau von grünem Wasserstoff, der aus erneuerbaren Energien gewonnen wird, stellt einen wesentlichen Beitrag dar, um die Klimaziele der EU zu erreichen. Gerade für das Wirtschafts-Industriebundesland ist der Ausbau von Wasserstoff-Technologien ein absolutes Zukunftsthema.
Forschungszentrum schafft Vorsprung
Wirtschafts- und Forschungs-Landesrat Markus Achleitner (Bild): „Für Oberösterreich als Wirtschafts- und Industrie-Bundesland Nr. 1 ist Wasserstoff ein entscheidender Schlüsselfaktor für die Zukunftsfähigkeit unseres Standorts. Grüner Wasserstoff, also Wasserstoff, der klimaneutral hergestellt wird, ist entscheidend für die Dekarbonisierung der heimischen Industrie.
Das vergrößerte OÖ. WasserstoffForschungszentrum Wels wird einen wesentlichen Beitrag zur effizienten Nutzung von Wasserstoff leisten. Nach der zweiten Aufbauphase startet das neue Forschungszentrum als Anlaufstelle für heimische Unternehmen bei der Entwicklung ihrer Produkte und Technologien
OÖ. Wasserstoff-Offensive 2030
+ OÖ. Wasserstoff-Netzwerk mit bereits 77 Partnern (62 Unternehmen und 15 Organisationen/Forschungseinrichtungen) als zentrale Plattform für Austausch und Kooperation + OÖ. Wasserstoff-Forschungszentrum + Förderausschreibung für „Future Energy Technologies“ + Förderausschreibung für Wasserstoff-Technologien + Gemeinsames HI2-Valley der Industrie-Bundesländer OÖ, Steiermark und Kärnten - 25. September 2025 Spatenstich für Hy4Smelt auf dem voestalpine-Gelände in Linz als größtes Valley-Projekt.
Enorme Investitionen notwendig
Insgesamt wurden seit 2023 bereits 7,6 Mio. Euro in Infrastruktur und Aufbau des Wasserstoff-Forschungszentrums in Wels investiert – davon 2 Mio. Euro nun in den Umbau der Halle und 5,6 Mio. Euro für Prüfstände und Geräte. Von der EU und dem Land Oberösterreich kamen 6,4 Mio. Euro, dazu weitere 0,5 Mio. von der Stadt Wels und 0,7 Mio. Euro aus Firmenmitteln.
Entstanden ist eine systemische Forschungsanlage für Strom, Wärme, Gase und Sektorkopplung mit bis zu 540 kW elektrischer Leistung und 1160 kW Rückkühlleistung, bestehend aus vier unterschiedlichen Testständen, die für unterschiedliche Anwendungsfelder eingesetzt werden:
+ CO2-intensive Industrieprozesse Wasserstoff-Brenner) wie z.B. Zementherstellung (Gas- und Wasserstoff-relevante Komponenten, wie Sensoren, Ventile oder Brennstoffzellensysteme und Werkstoffe, insbesondere Metallen und Kunststoffen (Verschleiß, Versprödung, Dichtheit) + Energiespeicherung mit Wasserspeicher + Wasserstoff-Prozesse und -Systeme

Netzwerk mit bereits 77 Mitgliedern
Das Wasserstoff-Netzwerk vernetzt mittlerweile bereits 77 Akteure aus Unternehmen und Forschungseinrichtungen, die sich in verschiedensten Bereichen mit Wasserstoff-Technologien beschäftigen. Durch koordiniertes Vorgehen und enge Abstimmung wird der Ausbau der Wasserstoff-Aktivitäten gezielt vorangetrieben.
Dafür gibt es eine Arbeitsgruppe für die sechs definierten Themenbereiche Primärenergieversorgung und -verteilung, Wasserstoff-Erzeugung, Transport & Speicherung sowie die drei Anwendungsfelder Mobilität, Industrie und Energie.
„Wasserstoff-Valley“ Bundesländerübergreifend
Das Anfang 2025 gestartete bundesländerübergreifende „Wasserstoff-Valley“, getragen von Oberösterreich, der Steiermark und Kärnten, ist aus drei Gründen einzigartig:
+Erstens ist es das einzige Wasserstoff-Valley Europas mit Fokus auf Industrieanwendungen wie grünen Stahl, Chemie, Zement und Kalk.
+ Zweitens zeigt es vor, wie eine Binnenland-Lage mit smarten Systemen auch ohne Offshore-Wind grünen Wasserstoff wettbewerbsfähig bereitstellen und nutzen kann.
+ Drittens ist die Zusammenarbeit von drei Bundesländern in dem Umfeld ein Novum.
Das „Wasserstoff-Valley“ umfasst ein ganzes Paket an Innovations- und Umsetzungsprojekten mit einem Gesamtvolumen von 578 Millionen Euro in den drei Bundesländern, davon 385 Mio. in Oberösterreich. 48 Partnerorganisationen wollen österreichweit 17 Wasserstoff-Projekte von 2025 bis 2030 umzusetzen. Diese umfassen die gesamte WasserstoffWertschöpfungskette – von der Erzeugung über den Transport bis zur Speicherung und Anwendung.
Am 25. September ist mit dem Spatenstich für die Hy4Smelt-Demonstrationsanlage am voestalpine-Gelände in Linz ein neues Kapitel in der klimafreundlichen Stahlproduktion aufgeschlagen worden. Das Forschungsprojekt Hy4Smelt zeigt, dass Industrie und Klimaschutz Hand in Hand gehen: Mit der Anlage am Gelände der voestalpine wird erforscht, wie Stahl künftig CO₂-neutral mit grünem Wasserstoff hergestellt werden kann.
Das ist ein Meilenstein für die Transformation der Industrie in Oberösterreich. Hy4Smelt ist das größte Projekt im gemeinsamen Wasserstoff-Valley von Oberösterreich, Steiermark und Kärnten. Mit Projekten wie Hy4Smelt wird Oberösterreich fit für die Zukunft gemacht – als Industriestandort, Innovationsregion und Vorreiter der Energiewende.
Ein weiteres Leuchtturm-Projekt
Neben dem herausragenden Projekt einer großflächigen Bodenentsiegelung auf dem ehemaligen Mesesgelände Ost kann hier Bürgermeister Dr. Andrea Rabl auf eine weitere Besondersheit für die Stadt verweisen: „Wer Wels als die Energiehauptstadt Österreichs bezeichnet, liegt nicht falsch. Schon vor Jahrzehnten wurde hier mit der Energiesparmesse dieses Thema prominent aufgegriffen. Mit dem Energieschwerpunkt am Campus Wels der FH Oberösterreich, erfolgreichen Unternehmen in und um Wels und der eww als innovativem Energieversorger hat unsere Stadt diese Rolle gefestigt.
Die Aktivitäten des H2-Forschungszentrums sind ein bedeutender Schritt in Richtung einer nachhaltigen Energiezukunft. Sie werden dazu beitragen, Wasserstoff als eine saubere und effiziente Energiequelle zu erforschen, zu entwickeln und zu nutzen.
Wasserstoff ist eines der Schlüsselelementen für die Energie- und Mobilitätszukunft. Mithilfe von Brennstoffzellen kann Wasserstoff Elektromotoren antreiben, Energie speichern und Häuser heizen. Das molekulare Gas mit der chemischen Formel H2 ist im Wasser gebunden und steckt somit in fast jeder organischen Verbindung.
Aus Expertensicht trägt der Ausbau von grünem Wasserstoff dazu bei, die von der EU anvisierte Klimaneutralität zu erreichen. Aktuell herrscht noch ein großer Informationsmangel zum Energieträger Wasserstoff und seinen Technologien. Deshalb braucht es Forschung und Entwicklung, um den Ausbau von H2-Technologien voranzutreiben.
Zukunftstechnologie Wasserstoff
Der Wasserstoff hat das Potential, den Weg zu einer nachhaltigen und wirtschaftlich leistungsfähigeren Welt zu ebnen. Aktuell steckt die Wasserstoffwirtschaft noch in den Kinderschuhen und ist mit den Herausforderungen wie den Kosten für die Produktion, der Effizient von Technologien und der Verfügbarkeit erneuerbarer Energiequellen konfrontiert.
Das Wasserstoff-Forschungszentrum ist ein wichtiger Meilenstein für die regionale Wirtschaft und die Umwelt. Die Wasserstoffwirtschaft wird neue Arbeitsplätze in den verschiedensten Bereichen schaffen, von der Herstellung und Entwicklung bis hin zur Implementierung und Wartung von Wasserstoffanwendungen. Der Aufbau von hochqualifizierten Arbeitsplätzen wird gefördert und das Wachstum von Unternehmen im Bereich der sauberen Energietechnologien unterstützt.
Die Vorteile für die Stadt Wels sind: + Das Image der Stadt Wels wird als zukunftsweisender Forschungsstandort immens aufgewertet + Forschungseinrichtungen ziehen neue Talente, Investitionen und Unternehmen an. + Der Technologietransfer aus solchen Einrichtungen kann die Grundlage für neue Unternehmen und Start-ups bilden. + Die Forschungseinrichtung trägt zur Bildung hochqualifizierter Arbeitskräfte bei, die in der lokalen Wirtschaft tätig werden können. + Die Infrastruktur des Standorts wird verbessert. + Die Zusammenarbeit zwischen Wissenschaftler, Industrie und Politik wird gefördert.
Fachhochschule im Mittelpunkt
FH-Prof. DI Dr. Michael Rabl, Präsident FH OÖ: „Die Fachhochschule OÖ bietet am Campus Wels ausgezeichnete Voraussetzungen, um die oö. Industrie bei der Umsetzung von H2-Projekten zu unterstützen und eine treibende Rolle in der H2-Forschung zu spielen. Mit einem Gesamtumsatz von 34,2 Mio. Euro ist die FH Oberösterreich die forschungsstärkste Fachhochschule in Österreich und eine der forschungsstärksten im deutschsprachigen Raum.
Seit mehr als einem Jahrzehnt forscht sie am Campus Wels an der Weiterentwicklung von grünen H2-Technologien. Die FH OÖ bietet derzeit insgesamt sechs Energie-Studiengänge an:
• Angewandte Energietechnik (Bachelor und Master in Wels)
• Electrical Engineering (Bachelor und Master in Wels)
• Sustainable Energy Systems (Master in Wels)
• Sustainable Solutions (Bachelor in Wels)
In Planung ist zudem der internationale Joint-Masterstudiengang Digital Energy Solutions
(DES), der gemeinsam mit der JKU Linz angeboten wird. Dieses englischsprachige Studium
bildet Expertinnen und Experten für die digitale und nachhaltige Transformation von
Energiesystemen aus. Studierende erwerben fundierte Kenntnisse in Energietechnik,
Digitalisierung, Wirtschaft und Regulierung und lernen, innovative und nachhaltige Lösungen
für die Energiezukunft zu entwickeln. Konkret:
• Kooperative Forschungsprojekte mit Unternehmen, um deren Innovationskraft zu stärken
und die Wissensbasis zur Anwendung von Wasserstoff zu verbreitern
• Wissenschaftliche Abschlussarbeiten (Bachelor- und Masterarbeiten sowie Dissertationen), wobei Forschung und Lehre bestmöglich verschränkt werden
Die Relevanz des H2-Forschungszentrums ist auch international gegeben. Daher ist es auch für entsprechende Kooperationen offen. Derzeit wird bereits mit Sandia, einem nationalen Labor des US-Energieministeriums und der Hochschule Landshut zusammengearbeitet.
Mit dem neuen Forschungszentrum finden wir uns im gesamtösterreichischen Vergleich in der ersten Reihe wieder, wenn es um das Thema Wasserstoff geht. Wir erhalten die Chance, unsere umfangreiche wissenschaftliche Expertise weiter auszubauen, um diese in der Folge ganz konkret den Unternehmen in Oberösterreich zur Verfügung zu stellen. Dabei sprechen wir explizit auch den in unserer Region so wichtigen KMU-Sektor an. Die Erkenntnisse aus der Forschung fließen auch unmittelbar in unsere Studienpläne ein.“
FH-Prof. Doz. DI Dr. Johann Kastner, Vizepräsident für F&E der FH OÖ (Bild): Forschung braucht Raum: So ist der Kern des neuen H2-Forschungszentrums eine etwa 600 m2 große Halle, ausgestattet mit einer multifunktionalen H2-Forschungs- und Testanlage mit modernstem Laborequipment, die vom Energieversorger eww Wels angemietet wird.
Der inhaltliche Schwerpunkt liegt auf angewandter Forschung, welche die Unternehmen voranbringt – besonders in treibhausgas-intensiven Branchen wie Papier und Druck, chemische und pharmazeutische Erzeugung, Metallerzeugung und -bearbeitung sowie Verarbeitung mineralischer Rohstoffe.
„Unser Fokus liegt auf der Anwendung, nicht auf der Herstellung von Wasserstoff. Wir unterstützen Firmen und Institutionen aller Art dabei, klimaneutrale Gase wie grünen H2 einzusetzen oder Komponenten dafür zu entwickeln. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Analyse von Werkstoffen und Komponenten zur Speicherung, Messung und zum Transport von H2 und anderen Gasen.
In Österreich stellt das H2-Forschungszentrum am Campus Wels der FH Oberösterreich einen Leuchtturm dar. Daher ist es eine treibende Kraft beim Know-how-Transfer aus der Wissenschaft in die Wirtschaft. Die systemische Forschungsanlage für Strom, Wärme, Gase und Sektorkopplung mit bis zu 540 kW elektrischer Leistung und 1160 kW Rückkühlleistung, besteht aus vier unterschiedlichen Testständen, die für verschiedene Anwendungsfelder eingesetzt werden:
• Arbeitspaket 1: Thermische Nutzung von H2 zur Erzeugung von hohen Temperaturen
• Arbeitspaket 2: Wechselwirkung von H2 mit Werkstoffen und Komponenten
• Arbeitspaket 3: H2-Nutzung im elektrischen Netzverbund für Energiespeicherung und
Energieausgleich
• Arbeitspaket 4: Verfahrenstechnische Nutzung von H2 für die CO2-intensive Industrie

26 Forscher bereits tätig
Parallel zum Aufbau der Wasserstoff-Forschungsinfrastruktur wurde auch schon Forschungspersonal eingestellt. Derzeit arbeiten schon 26 Forscher für die H2-Forschung.
Auch erste Kooperationsprojekte laufen bereits erfolgreich. So befasst sich das bis zum Jahr 2028 angesetzte Projekt „HySolve“ mit den drei Hauptanwendungsbereichen von Wasserstoff: Energieträger, Treibstoff und Speichermedium.
Die moderne H2-Infrastruktur macht es uns möglich, Betriebe bei der effizienten Nutzung von Wasserstoff bei verschiedenen Herausforderungen unterstützen. Das Interesse aus der Wirtschaft ist schon jetzt sehr groß, die Unternehmen gehen aktiv auf uns zu. Neben den Kooperationsprojekten mit den Firmen werden wir auch in der internationalen H2-Forschung in bestimmten Bereichen eine wesentliche Rolle spielen.
Die FH Oberösterreich macht es sich über die konkreten Projekte hinaus auch zur Aufgabe, das Thema Anwendung von Wasserstoff in Wirtschaft und Gesellschaft noch stärker zu verankern: „Die Wasserstoff-Anlage kann auch nach Voranmeldung besichtigt werden. Damit wollen wir Interessenten diese spezifische Wissensvermittlung im Rahmen einer Führung anbieten.