Einen Volltreffer landete die Raiffeisenbank Wels mit der Einladung zu einem Unternehmerabend am 21. Mai im Schloss Puchberg. Mit Vöest-Generaldirektor Dr. Wolfgang Eder (Bild) als einen der profiliertesten heimischen Industrielenker und Moderatorin Dr. Christine Haiden (Bild), Chefredakteurin der Zeitschrift „Welt der Frau“ als eine der fachlich versiertesten Journalistinnen Österreichs, wurde den Besuchern ein höchst informativer Abend geboten.
Während als Gastgeber der Welser Geschäftsstellenleiter Dir. Günter Stadlberger aus der Sicht der schwierig gewordenen Bankgeschäfte mit Ausblick auf die Entwicklung in Europa auch einen sehr informativen Einblick in das Geldgeschäft gab, skizzierte der Vöest-Generaldirektor zuerst die Situation der Industrie in Europa. Besondere Sorgen macht sich der Gastredner mit der negativen Entwicklung in Frankreich, die wohl eine ernsthafte Bedrohung der Europäischen Union werden könnte.
Die Vöest hat sich neue Standbeine gesucht
Das Geheimnis des Erfolges der Vöest ist das rechtzeitige Reagíeren auf die noch immer wachsende Überproduktion im Stahlbereich. Während sich in Europa durch Fusionen die Zahl der Unternehmen drastisch verringert hat, setzte das heimische Paradeunternehmen gezielt auf neue Standbeine und hat den Stahlbereich nicht mehr als die Grundlage der Unternehmens-Strategie.
Besonders kritisierte Eder die EU in Brüssel, die sich viel zu sehr mit sich und internen Regeln beschäftigt. Die Entwicklungen in den USA, Brasilien, China etc. würde viel zu wenig beachtet und die Wirtschaftspolitik darauf ausgerichtet. Auch die heimische Politik sollte auf die Arbeitsmarktsituation mehr achten. „Es ist besonders schwierig, qualifizierte Mitarbeiter zu finden. Junge, talentierte Menschen werden von der hohen Arbeitsbesteuerung in Österreich abgeschreckt und bevorzugen das Ausland. Die Politiker sollten mithelfen, unser Land international als attraktiven Arbeitgeber zu positionieren.“
In der anschließenden Diskussion hob der Generaldirektor die merkwürdige Einstellung der jüngeren Mitarbeiter zur Arbeit hervor. „Schon 30jährige beschäftigen sich bereits mit der Pensionierung, darum wollen aus Sicherheitsgründen auch so viele Beamte werden. Ist Arbeit denn wirklich so schrecklich?“
Bild. Diskussionsrunde mit (v.l.) Moderatorin Dr. Christine Haiden, GD Dr. Wolfgang Eder, Dir. Günter Stadlberger, Wirtschaftsbund-Obmann Josef Resch und Wirtschaftsreferent Vizebgm. Peter Lehner, der mit den zahlreichen Wünschen an die Politik konfrontiert wurde.
Bruttolohnauszahlung wäre ein bedeutender Schritt
In der Diskussion, die von der Moderatorin mit viel Fachwissen geschickt gelenkt wurde, sprach sich Dir. Günter Stadlberger für mehr Eigenverantwortung in der Bevölkerung aus, eine entsprechend breitere finanzielle Basis würde mehr Fairness in der Umverteilung schaffen.
Gratislohnverrechnung. „Die tatsächlichen Kosten für einen Mitarbeiter stehen in keinem Verhältnis mehr zum ausbezahlten Lohn. „Würde der Mitarbeiter den Bruttolohn bekommen und seine Abgaben selbst bezahlen, dann würde für mehr Transparenz gesorgt und zugleich die Arbeitgeber entlasten werden. Denn die Unternehmen sorgen derzeit auch für die kostenlose Lohnverrechnung.“
Arbeitszeit? Der Welser Wirtschaftsbundobmann Josef Resch kritisierte besonders die strikte Einhaltung von Arbeitszeiten. „Warum darf ein Mitarbeiter, wenn er möchte, nicht länger als zehn Stunden am Tag arbeiten? Die minutiöse Einhaltung der Arbeitszeiten stelle besonders große Firmen vor schwierige Situationen. Die Behauptung am internationalen Markt wird dadurch zusätzlich erschwert.