JULI 2023 - Während mit Josef Resch (69) einer der herausragenden Welser Unternehmer unter großer Teilnehme zur letzten Ruhe begleitet wurde, fand fast gleichzeitig das wirtschaftliche Begräbnis der ehemaligen OLV-Druckerei in der Boschstraße in aller Stille statt.
Das 1968 als zweite Rollenoffsetdruckerei Österreichs gestartete damalige Vorbild-Unternehmen ging mit den Problemen des einst stolzen OÖ. Landesverlages buchstäblich unter. Im Juli wurden die letzten Druckwerke (u.a. Neues Volksblatt, Amtsblatt der Stadt) ausgeliefert.
Das zuletzt von einem Tiroler Medienunternehmen geführte Haus wurde bereits längst an den Nachbar Kellner & Kunz verkauft, der weitere Expansionspläne hat und das Gelände nützen wird.
Diese Erweiterung und mehrere davor wären nicht möglich gewesen, wenn der OÖ. Landesverlag in den 70iger das Interesse der Kronen Zeitung am Druck deren Lokalausgaben nicht abgelehnt hätte. Man wollte damals den Siegeszug dieser Zeitung nicht unterstützen, die Krone suchte sich deshalb in Salzburg ein Fortschritts-Unternehmen. Wels hatte damit die Entwicklung zu einer Großdruckerei verpasst.
Die Familie Cuturi, die neben dem imposanten OÖN-Verlagshaus in Linz eine Grußdruckerei in Pasching aufbaute, hat nun endgültig alle Druckwerke aus dem OÖ. Landesverlag übernommen. Der erfolgreiche Seniorchef Rudolf A. Cuturi hatte sich im Laufe des Zeit immer wieder genüsslich am OLV-Kuchen (heute wird diese OLV-Bezeicnung vom Leichtathletikverband genützt) bedient. Die OÖ. Nachrichten haben damit eine absolute Alleinstellung in Oberösterreich.
Die Zerschlagung des Landesverlags ab 1996
Beginnend mit 1996 veräußerte die Landesverlag Holding schrittweise ihre Tochtergesellschaften:
+ Veritas Buchhandlung und Veritas Verlag wurden vom Cornelsen Verlag gekauft, der Ehrenwirt Verlag ging an Bastei Lübbe, die 18 Filialen der Buch- und Papierhandelskette Amadeus wurden zunächst von Libro und ab 2002 von Thalia übernommen. Das ehemalige Landesverlag-Hauptquartier in der Linzer Landstraße, in unmittelbarer Nähe zur Martin-Luther-Kirche wurde zur Österreich-Zentrale von Thalia.
+ Das Niederösterreichische Pressehaus integrierte 1999 den Landesverlag Buchverlag einschließlich der Autorenrechte in seinen NP Buchverlag. Von den ursprünglich sieben Druckereien führte zuletzt nur noch der Standort Wels den Namen Landesverlag und gehört seit 2008 zur Moser Holding.
+ Für das Bilanzjahr 2003 wurde noch ein Umsatz von 60,7 Millionen Euro ausgewiesen, der Landesverlag war damit, trotz der bereits erfolgten Teilverkäufe, noch immer unter den Top 10 der österreichischen Medienhäuser. Das Flaggschiff war nach wie vor die OÖ. Rundschau. Für 2006 hat der Landesverlag eine Auflage von 278.000 Exemplaren (Donnerstagsausgabe) beziehungsweise mehr als 500.000 Exemplaren (Sonntagsausgabe) angegeben
+ Im Jahr 2006 stieg die Tiroler Moser Holding mit 25 % bei der Rundschau ein und übernahm diese 2008 vollständig, womit auch die Existenz des Landesverlags beendet war. Der neue Eigentümer übernahm auch die Sperrminorität des Landesverlags am privaten Radiosender Life Radio.
+ Viele Bücher des Landesverlags sind bis heute antiquarisch erhältlich, auch die Deutsche Nationalbibliothek führt unter dem Suchbegriff Oberösterreichischer Landesverlag mehr als 200 Bücher aus verschiedenen Jahrzehnten in ihrem Bestand.