270 Meisterschafts-Spielminuten waren auf dem neuen Spielfeld der Renner-Arena in Wimpassing gespielt – und der FC Wels hatte noch immer kein Meisterschaftstor erzielt. Gegen Micheldorf gab es wenigstens einen Punkt (0:0). Und dann kam es am 29. April zu einer Besuchs-Premiere von welsin.tv-„Intendant“ Detlef Heyss, der seit fast 60 Jahren den Fußballsport in Wels verfolgt - und schon im Vorfeld ausführlich von dieser großzügigen Sportanlage berichtete.
Fingerzeig? Seine nicht ernst gemeinte Drohung an den Obmann („Wenn ihr heute nicht gewinnt, nimm ich sie gleich mit“) wurde schon in der 12. Spielminute durch das erste Meisterschaftstor (Jetmir Torra) minimiert und nach dem so wichtigen 3:0-Sieg gegen Schallerbach einfach wieder vergessen.
Nicht nur sportlich schwierig….
Doch wenig ist hier auf der für Wels geradezu sensationellen Sportanlage in Wimpassing (von den Funktionären wegen des ständigen Windes auch Windpassing genannt) eitel Wonne. Dabei geht es nicht nur um sportliche Belange, sondern um das Stimmungs-Null auf der Tribüne. Da waren mehr als 500 Besucher da und die eher auch bescheidenen Leistungen auf dem Spielfeld wurden praktisch stimmungslos zur Kenntnis genommen. Filmische Impressionen sollen die Stimmungslage unterstreichen - einzig die Spieler werden ab und zu laut...
Stimmung? Gerade bei den erzielten Toren kam kurzzeitig etwas wie ein Jubel auf. Kein Wunder, dass sich diese fast gespenstige Ruhe auch auf das Laufpensum und die Einsatzfreude der Spieler übertrug. Man glaubte sich bei einem Freundschaftsspiel. Obmann Juan Bohensky und sein noch immer aktives Funktionärsteam sind nicht zu beneiden.
Sportpublikum in Wels Mangelware
Einst herrschte Stimmung besonders auf dem ehemaligen Sportplatz des WSC gegenüber dem Hauptbahnhof, der jetzt als Spielplatz genützt wird. Dabei ging es in der Nachkriegszeit um die „Ehre“ im Klassenkampf zwischen dem eher bürgerlichen Klub WSC und dem Arbeiterklub Hertha. Die knappen Zuschauerränge gingen über und auf den Zäunen verfolgten „Gratisblitzer“ die Spiele. Doch schon bald fehlte es beiden Vereinen an Geldmitteln und das Verlangen nach einer Fusion wurde immer lauter.
Politik half. Der damalige Bürgermeister Leopold Spitzer sah sich aufgrund der für damalige Zeiten hohe Schulden der Vereine veranlasst, den WSC-Platz angeblich für dringend notwendigen Wohnbau zu kaufen und in der Mauth eine neue Sportanlage zu errichten. Der Hertha-Platz an der Dragonerstraße musste der Bundespolizeizentrale weichen.
Die Grundlage für die Fusion war geben und der WSC-Hertha trotz zahlreicher Fanproteste gegründet. In der herrlichen Naturarena im Mauth-Stadion wäre die Fusion vielleicht auch erfolgreich gewesen, wäre damals der Hertha-Funktionärs-Stamm (Familie Ziegler) aus Frustration zum damaligen „Feindbild“ Union übersiedelt.
Mauth-Naturstadion mutwillig zerstört
Endgültig wurde die Fusion sportlich begraben, als der in Wels durch zahlreiche Schlagzeilen bekannt gewordene Josef Homar seinen „Chef“ (Vizebgm. Oberroithmaier) davon überzeugt hatte, aus dem Mauth-Stadion eine LA-Anlage zu machen. Die Naturtribüne wurde abgetragen und eine halbherzige LA-Laufbahn geschaffen.
Stadion? Der „neue“ WSC-Hertha, der sich jetzt um den Aufstieg in die Radio-OÖ-Liga bemüht, muss sich daher mit einer Mini-Tribüne begnügen. Dieses Areal samt freiem Umfeld hätte sich damals für ideale Anlage angeboten, wie sie Hermann Wimmer dank seiner Finanzierungsdeals in Wimpassing schaffen konnte.
Nach der Fusion blühte Union-Raiffeisen dank ihres Obmanns Alois Gföllner auf, und das Union-Stadion wurde für damalige Ansprüche auch bundesligatauglich befunden. Die Anlage wurde bei Meisterschaftspielen gegen Rapid, Austria etc. geradezu gestürmt. Die meisten Besucher kamen aus dem Innviertel, denn damals dachte noch niemand an einen möglichen Aufstieg des SV Ried.
Politabschuss. Als der damalige Nationalrat aus politischen Gründen (er verzichtete auf den Doppel-Verdienst als Nationalrat und Geschäftsführer einer Immobiliengesellschaft) kalt „abserviert wurde“, wollte er seinen Verein Union-Raiffeisen vor weitere finanzielle Verluste schützen und schickte diesen in den Konkurs. Da half auch nicht die sportliche Fusion von Union und Eintracht zum FC Wels.
Bodenlos. Seit dieser Zeit herrscht im Welser Sportgeschehen Zuschauerflaute, sieht man vom Basketballsport ab, dem aber mangels geeigneter Halle Grenzen gesetzt ist. Wer erinnert sich an den teuren Umbau der damaligen Bosch-Halle, die sich allerdings als Mehrzweckhalle ungeeignet erwies.
Aufweckbar? Ob der Aufstieg des WSC-Hertha und der Klassenerhalt vom FC Wels dazu beiträgt, dass sich in der Renner-Arena bei einem Wels-Lokalderby die Ränge füllen und eine neue Begeisterung ausgelöst wird, ist angesichts der Finanzlage der Fußballvereine kaum zu erwarten.
Zuschauerandrang bei Eröffnungsspiel am 25. Juni?
Das neue Sportzentrum Wimpassing wird am Samstag, 25. Juni, mit einem Freundschaftsspiel des FC Wels gegen den Bundesligaklub SV Ried offiziell eröffnet. Platz wäre genügend, um bis zu 3.000 Besucher „locker“ unterzubringen. Noch dazu gibt es an diesem Abend freien Eintritt! Die neue großzügige und mustergültige Sportanlage hätte sich zumindest einmal einen Besuch von Sportinteressierten verdient...