Unter dem Titel „Die Jungen laufen schneller, die Älteren kennen die Abkürzungen“ leistet jetzt auch die Stadt Wels ihren Anteil an den so wichtigen Bemühungen, die ältere Bevölkerung im Berufsleben zu erhalten oder die Generation für Mitarbeit in Organisationen zu begeistern. Die Aktionswoche vom 17. Bis 23. Oktober soll das Bewusstsein dazu bestärken. Mag. Erich Rondonell (Bild), selbst bereits in „Unruhestand“, ist Ideengeber der Aktionswoche und hofft auf den Aufbau eines Netzwerkes.
Derzeit leben in Wels rund 6.500 Personen im Alter zwischen 60 und 69 sowie rund 7.700 Personen im Alter von mehr als 70 Jahren. Die Entwicklung hat zu einer neuen und sehr aktiven Lebensphase zwischen dem 60. und dem 80. Lebensjahr geführt. Diese Zielgruppe hatte die Europäische Union im Auge, als sie 2012 zum „Europäischen Jahr für Aktives Altern und Solidarität“ zwischen den Generationen erklärte.
Aktionswoche von 17. bis 23. Oktober
Die Stadt Wels startet dazu eine Aktionswoche, deren Kernpunkt eine Info-Veranstaltung am Donnerstag, 18. Oktober, um 19.00 Uhr in der Sparkasse (Ringstraße 27). Zu Gast sind Burgschauspielerin Prof. Lotte Tobisch-Labotyn (Botschafterin des EU-Jahres), Prof. Dr. Leopold Stieger (Personalentwicklung-Pionier und Senioren-Aktivist), Mag. Erich Rondonell (Vorstandsdirektor a.D.), Renate Pyrker (Geschäftsführerin Austria Plastics) und Sporttherapeut Dr. Josef Wiesauer. Tipp: Klick auf das Foto.
Von MITTWOCH (17.10.) bis DIENSTAG (23.10.) gibt es darüber hinaus jeweils von 10.00 bis 12.00 Uhr in der Sparkasse Hauptanstalt Info-Veranstaltungen zu den verschiedensten Aspekten des Themas.
Mittwoch (17.10.): Landesmusikschule im Herminenhof: Musizieren im Erwachsenenalter
Donnerstag (18.10.): WE.G.E. 42: Gesunde Ernährung in der zweiten Lebenshälfte
Freitag (19.10.): Tagesheimstätten, Seniorenturnen und -tanzen
Montag (22.10.): Lebens- und Sozialberatung: Impulse für Freund- und Partnerschaften
Dienstag (23.10.): „Koordination – und was Sie sonst noch aus dem Gleichgewicht bringt“ mit Dr. Josaef Wiesauer, Sporttherapie.
Ziele des Europäischen Jahres
Aktives Altern bedeutet, bei guter Gesundheit und als vollwertiges Mitglied der Gesellschaft älter zu werden, ein erfüllteres Berufsleben zu führen, im Alltag unabhängiger und als Bürger engagierter zu sein. Das Europäische Jahr für Aktives Altern und Solidarität zwischen den Generationen verfolgt daher vier Hauptziele:
+ Möglichkeiten zu schaffen, damit sich ältere Frauen und Männer auf Wunsch in den Arbeitsmarkt einbringen können.
+ Armut, insbesondere die Armut von Frauen, und soziale Ausgrenzung zu bekämpfen.
+ Ehrenamtliche Tätigkeiten und eine aktive Teilhabe am sozialen und gesellschaftlichen Leben zu fördern.
+ Altern bei guter Gesundheit und in Würde zu unterstützen.
Aktuelle Angebote der Stadt Wels
Sozial-Stadträtin Silvia Huber: „In unserer Stadt gibt es seit jeher eine Fülle an Möglichkeiten, wie man sich als älterer Mensch sinnvoll betätigen kann. Im öffentlichen wie im privaten Bereich wurden diese Angebote in den vergangenen Jahren kontinuierlich erweitert“. Kernstück der städtischen Förderung einer aktiven Teilhabe am sozialen und gesellschaftlichen Leben ist der Aktivpass 60 plus.
Aktivpass 60 plus. Früher unter dem Namen Seniorenpass bekannt, ist er laut Gemeinderatsbeschluss seit Ende 2011 für Frauen und Männer ab 60 Jahren gleichermaßen erhältlich. Der Pass soll um einen Unkostenbeitrag von 13 Euro die aktive Teilnahme forcieren. Er wird pro Jahr rund 4000 Mal ausgegeben, enthält eine Menge an nützlichen Informationen und zudem Gutscheine.
Eine wichtige Rolle spielen auch die insgesamt sieben Tagesheimstätten. Dort haben ältere Menschen die Möglichkeit, sich mit Gleichaltrigen auszutauschen und bei verschiedenen Aktivitäten geistig und körperlich fit zu bleiben. 2011 verzeichneten diese städtischen Einrichtungen insgesamt 33.000 Einzelbesuche.
Gesundheit und Freundschaft
Aktivität im Alter hat viele Gesichter. Eine zentrale Voraussetzung, um auch im fortgeschrittenen Alter aktiv sein zu können, ist ein guter Gesundheitszustand. Die Möglichkeiten, einen solchen zu erlangen und/oder zu halten, sind vielfältig und reichen von ausgewogener Ernährung bis zu ausreichender Bewegung. Eine besondere Rolle spielt in Wels das dichte Netzwerk an Selbsthilfegruppen und Institutionen.
Begegnungen. Wichtig ist bei fortgeschrittenem Alter auch die Pflege von Freundschaften und Partnerschaften. Insbesondere wenn man in Pension ist, brechen zunächst die gewohnten sozialen Kontakte aus der Arbeitswelt ab, oft gefolgt vom Ableben lebenslanger Freundinnen oder Freunde. Aber wer sagt, dass man nicht auch im Ruhestand neue Kontakte knüpfen kann?
Ehrenamtliches Engagement
In Wels fungiert seit einigen Jahren das Freiwilligenzentrum (FZW) in der Quergasse 1 als vermittelnde Plattform für alle Menschen, die sich freiwillig engagieren wollen. Bei den Info-Veranstaltungen in der Sparkasse ist ist das Freiwilligenzentrums vertreten und steht für Fragen, Informationen und auch konkrete Vermittlungen von Tätigkeiten zur Verfügung.
„Ältere Menschen bringen für freiwilliges Engagement mehrere wichtige Eigenschaften mit: Lebenserfahrung, fachliche Erfahrung und nicht zuletzt auch die nötige Zeit“, betont Mag. Erich Rondonell, Ideengeber der Aktionswoche. Mag. Rondonell ist selbst seit Jahren in mehreren Bereichen ehrenamtlich tätig – unter anderem bei der Lebenshilfe, beim Roten Kreuz und in der Pfarre St. Franziskus. Rondonell will sich für den Aufbau eines Netzwerkes einbringen.
(Weiter) Arbeiten im Alter
Der Vortragende am 18. Oktober, Prof. Dr. Leopold Stieger, ist der Meinung, dass sich Menschen im Ruhestand oft nicht wie im Himmel, sondern eher wie im Gegenteil davon fühlen. „Ich habe alles, was ich brauche, aber es geht mir nicht gut. Niemand braucht mich wirklich“ sei eine typische Aussage für diesen Zustand. Dieser Sinnkrise könne ohne Arbeit nicht begegnet werden, lautet die These von Prof. Dr. Stieger.
Vorbildlich. In diesem Zusammenhang ist das Welser Unternehmen Austria Plastics GmbH. mit der Initiative „70 plus“ ein Pionier: Auf Initiative von Geschäftsführerin Renate Pyrker haben dort ältere Menschen die Möglichkeit, regelmäßig aushilfsweise am Arbeitsprozess teil zu nehmen.
Die Sparkasse OÖ beteiligt sich an der Aktionswoche, weil Regionalleiter Prokurist Robert Reif sich mit dem Thema in seinem Bankinstitut auseinandergesetzt hat. „Langjährige Mitarbeiter sind nach ihrer Pensionierung nur schwer ersetzbar. Die ältere Generation ist auch ein wichtiger Kundenstock in unserer Bank.“
Mag. Erich Rondonell als Ideengeber, Sozial-Stadträtin Silvia Huber und Sparkasse-Regionalleiter Prok. Robert Reif freuen sich auf diese Aktionswoche und wollen die Aktivitäten fortsetzen.