Nach der mehr als 60-jährigen Geschichte der Welser Westspange ist sicherlich die Umfahrung von Lambach das längste Straßen-Planungsthema in OÖ. Nach mehreren fixen Ankündigungen wird nun tatsächlich in Bauetappen an der Nord-Umfahrung von Lambach gearbeitet: Um explodierende Baukosten, die jetzt mit unglaublichen 107 Mio. Euro beziffert werden.
Dank der Gemeinde Edt und zahlreicher Anrainerproteste „darf“ erst jetzt die öffentliche Hand eines der teuersten Straßenprojekte umsetzen. Und dabei geht es jetzt erst um den Kreuzungsbereich mit der Westbahn westlich von Lambach. Denn die ÖBB begradigt dort die Westbahnstrecke und baut zugleich die Unterführung für die Umfahrung!
Die unglaubliche Umfahrungs-Geschichte
Schon vor mehreren Jahrzehnten wurde eine Umfahrung von Lambach gefordert. Doch dies verhinderte in erster Linie die Gemeinde Edt, die das Lambacher Gemeindegebiet teilweise umgibt. Als „Dank“ für die Verhinderer bekam die Gemeinde Edt den Großbetrieb der Gartner Transporte angesiedelt. Für diese Bewilligung will aber heute niemand verantwortlich sein.
Hunderte Lkws fahren deshalb seit vielen Jahren zusätzlich über die Bundesstraße 1 Richtung Autobahn (wo ein Transportbetrieb angesiedelt sein sollte) und natürlich auch durch das Ortsgebiet von Lambach. Aber nicht nur dieser „Transporter-Wahnsinn“ erregt das Gemüt eines nachdenklichen Bürgers, wenn man die wirkliche Kostenexplosion der Umfahrung an Hand von Archivunterlagen betrachtet:
Bereits 1990 war eine Umfahrung für Lambach und (!) Stadl-Paura über das Kraftwerk geplant. Der Haupt-Verhinderer war wieder die Gemeinde Edt, die sich dann zusätzlich mit Gartner-LKW-Kolonnen und Steuereinnahmen schmücken konnte.
Nach mehrmaligen Ankündigungen (vor Wahlen) für einen Baubeginn der einzig möglichen Umfahrung im Norden (also nur für Lambach) wurde zuletzt im November 2008 der Baubeginn für Frühjahr 2010 (!) und die Fertigstellung nach vier Jahren angekündigt. Kostenpunkt 84 Mio. Euro (!) wegen Tunnelbau und ökologischen Zusatzkosten.
Bitte anhalten: Jetzt kündigte LH-Stv. Hiesl den endgültigen Baubeginn für die Trasse 2012 an, Fertigstellung nach vier oder fünf Jahren. Kostenpunkt plötzlich 107 Mio. Euro (!). Das sind 23 Mio. Euro, oder 300 Mio. Schilling zusätzlich – und mehr als das gesamte Projekt WELIOS gekostet hat.
Bild. Rot gekennzeichnet die Umfahrstraße, die Bahnkreuzung West ist bereits im Bau.
Zumutung für alle. Seit dem Jahr 2006 sorgten insgesamt 78 Unfälle mit 110 Verunglückten für eine traurige Bilanz an der B 1 von Straßenkilometer 221 (Beginn der Umfahrung)bis 226,5 (Ende der Umfahrung). Das soll sich durch den Bau der Umfahrung Lambach ändern. Die rechtlichen Voraussetzungen (Wasserrecht, Naturschutzrecht, Straßenrecht und die erforderlichen Grundflächen, welche alle gütlich eingelöst wurden) für den ersten Bauabschnitt West (vom westlichen Tunnelportal bis zur Einbindung in die B 1) liegen vor.
Die Landesstraßenverwaltung hat den Westteil der Umfahrung forciert, damit die ÖBB im Zuge der Linienverbesserung der Westbahn gleich das Kreuzungsbauwerk mit der Umfahrung Lambach errichten können. Mit den Bauarbeiten für die Unterführung der B 1 wurde bereits begonnen (siehe Fotos).
Nach Abschluss der ÖBB-Baumaßnahmen werden die Straßen-Bauarbeiten im Bauabschnitt West in Angriff genommen. Für den Bauabschnitt Ost (vom westlichen Tunnelportal bis zur Einbindung in die B 1 bei der Fa. Gartner) werden derzeit die Grundeinlöse-Verhandlungen geführt.
Entlastung. Durch die Errichtung der Umfahrung Lambach-Nord mit einer Länge von und 5,1 km können ca. 30 bis 50 % des derzeitigen Verkehrsaufkommens auf die künftige Umfahrung verlagert werden. Durch die Entlastung vom Verkehr sowie die Reduktion von Lärm und Luftschadstoffen im dicht besiedelten Ortskern gewinnt das Ortszentrum von Lambach deutlich an Attraktivität und Lebensqualität.
Umfahrung Lambach-Nord (neuester Stand) Gemeinden: Lambach, Edt/Lambach, Neukirchen/Lambach. Gesamtkosten: ca. 107,0 Mio. Euro (für das gesamte Baulos), Bauloslänge: 5,1 km. Baubeginn: Mitte 2012
Die Westbahn als moderne Hochleistungsstrecke
Im Rahmen des Ausbaus der Westbahn zur Hochleistungsstrecke wird der rund 4 km lange Abschnitt zwischen Lambach und Breitenschützing umgebaut. Um die Strecke von Wels bis Attnang-Puchheim mit bis zu 230 km/h befahren zu können, wird die Linie zwischen Lambach und Breitenschützing begradigt.
Die Gleise werden teilweise neu trassiert, der Abstand zwischen den Gleisen wird verbreitert und diese werden bis zu 40 m Richtung Süden verschwenkt. Durch das Abrücken der Bahntrasse nach Süden wird der Bestandsbogen abgeflacht und der Bogenradius vergrößert. Die Bildergalerie zeigt den Trassenbau, die Bahnunterführung der künftigen B1, die Durchfahrt des Ortskerns von Lambach und die Anbindung Ost beim Transportmonster Gartner.